Wochenendtrip nach Krakau

Datum:
18. bis 19. Juni 2005
Dauer:
2 Tage
Hotel:
Hotel Demel , Krakau (Kraków)
Karte:
Reisekarte
Bereiste Städte:
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Reisebericht

Die Kathedrale auf dem Wawel - hier wurden viele Jahrhunderte lang die polnischen Könige gekrönt

Im Vorfeld zu diesem Urlaub war einiges schief gelaufen, doch als wir dann am Samstag erst einmal im Flieger saßen, klappte alles um so besser.

So wollten wir eigentlich schon am Freitag fliegen. Da uns aber ein beruflicher Termin dazwischen kam, mussten wir einen neuen Flug für Samstag buchen. Diesen haben wir bei der polnischen Billig-Airline Wizzair für 43 Euro pro Person bekommen. Unser Rückflug ist mit easyJet für 19 Euro pro Person.

Dazu gönnen wir uns das 4-Sterne-Hotel "Demel" mit Fitness-Center, Solarium, Sauna usw. Das Zimmer kostet hier mit Frühstück gerade mal 20 Euro pro Person.

Wir freuen uns schon besonders auf die Altstadt von Krakau. Diese hat den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden und steht mit ihren wundervollen Bauwerken auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Am Sonntag möchten wir dann einen Ausflug nach Oświęcim (Auschwitz) machen. In den ehemaligen Konzentrationslagern dort ist eine Gedenkstätte und ein Museum errichtet worden.

Samstag, 18.6.: Die Altstadt von Krakau

Fast hätten wir den Flieger verpasst!

Eine geschlagene Stunde stehen wir in Dortmund im Stau. Damit haben wir für die Strecke von Haltern nach Dortmund genauso lange benötigt, wie für die Strecke von Dortmund nach Polen! Am Ende schaffen wir es aber gerade noch 5 Minuten vor dem Ende des Check-ins am Schalter zu stehen.

Der Flug mit der polnischen Airline Wizzair in einem Airbus 320 verläuft sehr gut. Im Flieger kostet ein Sandwich und eine Cola zusammen 5 Euro. Das ist ein akzeptabler Preis.

Das Flughafengebäude von Kattowitz

In Kattowitz angekommen verlassen wir das kleine Flughafengebäude nach rechts und werden direkt von einem Fahrer angesprochen. Bei ihm hatten wir für 11 Euro über das Internet die Fahrt nach Krakau gebucht. Sie dauert fast zwei Stunden, die aber sehr kurzweilig sind. So fahren wir durch die Großstadt Kattowitz (Hauptstadt Schlesiens) quer durch die Woiwodschaft Kleinpolen nach Krakau. Dabei können wir die Landschaft bewundern. Soweit wir blicken können sehen wir grüne Wiesen und Hügel. Nur selten ist mal ein Wäldchen dazwischen. Bei den Gebäuden wechseln sich heruntergekommene, eigentlich kaum noch bewohnbare Häuser mit neu gebauten, fast villen-ähnlichen Domizilen ab. Ab und zu taucht aber auch mal ein aus dem Boden gestampftes Einkaufszentrum mit einem Media Markt und einer Ikea-Filiale auf.

Unsere Fahrt endet am Hauptbahnhof von Krakau. Im Hauptbahnhof finde ich einen Geldautomaten. An dem hebe ich mit meiner MasterCard 280 Złoty ab. Das entspricht ziemlich genau 70 Euro (der Wechselkurs ist zur Zeit 1:4). Um es vorab zu sagen: mit diesen 70 Euro sind wir zu Zweit zwei Tage lang ausgekommen (einschließlich mehrerer Taxifahrten, Mittagessen und einer Flasche Wodka als Mitbringsel).

Unser 4-Sterne-Hotel "Demel"

Vom Hauptbahnhof aus fahren wir mit dem Taxi zu unserem ca. 4 km entfernten Hotel. Taxis sind in Krakau sehr günstig. Die Fahrt kostet uns nicht ganz 4 Euro. Sonntags und nachts sind die Fahrten allerdings teurer.

Am Hotel Demel angekommen öffnet uns der Hotelportier die Taxitür und nimmt uns die Rucksäcke ab. Wir haben das Zimmer 110. Die Angestellten des Hotels sind sehr freundlich und sprechen zum Teil deutsch. Unser Zimmer ist sauber. Es ist ein Fernseher mit deutschen Programmen vorhanden. Im Bad liegt unter anderem Duschgel bereit. Ein Fön ist ebenfalls vorhanden. Also insgesamt mehr als ausreichend für einen Wochenendtrip!

Das Florianstor

Wir machen uns kurz frisch und fahren anschließend mit der Straßenbahn (Tickets gibt's für 70 Cent an der Hotelrezeption) in Richtung Altstadt. Unser Rundgang startet an der Barbakane, dem größten gotischen Wehrturm Europas. Direkt daneben steht das Florianstor, ein Überbleibsel der alten Stadtmauer. Von dort laufen wir die Straße "Florianska" entlang. Dabei klappern wir einige Geschäfte ab. Hier finden sich auch Marken wie Lacoste oder Diesel. Die Preise sind allerdings nicht sehr viel anders als bei uns.

Trotzdem kommen wir noch auf dem Marktplatz (Rynek Glówny) an. Hier herrscht reges Treiben.

Der Marktplatz von Krakau ist - nach dem in Venedig - der größte mittelalterliche Marktplatz in Europa

Mitten auf dem Platz stehen die Tuchhallen. Sie sind eine Art Wahrzeichen von Krakau. In Ihnen wird immer noch gehandelt und gefeilscht. Inzwischen allerdings hauptsächlich mit Touristensouvenirs.

Ebenfalls nicht zu übersehen ist die Marienkirche. Spätestens seit dem Tod von Papst Johannes Paul II. ist diese Kirche vielen bekannt, da die Krakauer hier unzählige Blumen niederlegten. Der Papst ist in der Umgebung von Krakau geboren und lebte vor seinem Pontifikat in der Stadt.

Gärten im Innenhof des Wawel

Um den Rest der Innenstadt zu sehen machen wir eine Kutschfahrt. Dafür zahlen wir 12 Euro (handeln lohnt sich). Wir fahren vorbei an unzähligen architektonischen Kleinoden und verstehen langsam warum Krakau auch das "Florenz des Nordens" genannt wird.

Zurück auf dem Marktplatz suchen wir uns ein Café in dem wir etwas Essen. Ein gutes Mittagessen mit Getränk ist selbst in den Restaurants direkt am Hauptplatz für ca. 4 Euro zu bekommen.

Gut gestärkt laufen wir weiter zum Wawelberg. Hier befinden sich die Kathedrale und das Königsschloss (Krakau war lange Zeit die Hauptstadt von Polen).

Die Marienkirche bei Nacht

Da es schon spät ist, kann man die Gebäude hier allerdings nicht mehr von innen besichtigen. Dafür sehen wir zahlreiche Hochzeitspaare, die hier vor historischer Kulisse ihre Hochzeitsfotos machen lassen.

Wieder zurück in der Altstadt begeben wir uns durch eine der engen Gassen in einen Hinterhof. Dort findet sich eine Kneipe mit einem netten Biergarten, in dem wir uns ein paar Drinks gönnen.

Den perfekten Abschluss findet der Tag dann, als uns ein Taxi wieder an unserem Hotel absetzt. Denn auf einer Wiese gegenüber vom Hotel findet ein Feuerwerk statt!

Sonntag, 19.6.: Das Museum Auschwitz-Birkenau

Nach einer ruhigen Nacht stehen wir früh auf. Wir duschen und begeben uns zum Frühstück. Leider sind wir aber beide von der Qualität enttäuscht. Brötchen und Brot sind mindestens von gestern. Auch die anderen Dinge vom Büffet sind geschmacklich nicht die besten.

Nach dem Frühstück packen wir unsere wenigen Sachen zusammen, checken aus und fahren mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof (Dworzec Glówny). Im Gebäude des Bahnhofs kaufen wir uns an einem der Schalter (ist aber auch beim Busfahrer möglich) für 8 Złoty (2 Euro) eine Fahrkarte für den Bus Nr. 11 nach Oświęcim. Der Bus fährt um 9 Uhr direkt vorm Eingang des Hauptbahnhofs ab.

Die Fahrt nach Oświęcim dauert ca. 90 Minuten und endet direkt vor dem Museum Auschwitz-Birkenau. Der Eintritt in das Museum ist kostenlos. Als erstes schauen wir uns einen Dokumentationsfilm an. Karten dafür muss man vor der Vorstellung an der Kasse kaufen (3,50 Złoty).

Das Eingangstor von Auschwitz I

Das Museum besteht aus den beiden Konzentrationslagern Auschwitz I und dem Lager Auschwitz II-Birkenau. Um einen Eindruck des Verbrechens zu bekommen, das hier vor 50 Jahren stattgefunden hat, sollte man unbedingt beide Lager besuchen. Zwischen den Lagern verkehrt ein Pendelbus. Wir sind die Strecke von drei Kilometern allerdings zu Fuß gelaufen.

Das Lager I war das Stammlager in dem auch die SS-Lagerleitung saß. In den Baracken, in denen die Häftlinge untergebracht waren, befinden sich heute Ausstellungsräume. Man betritt diese Räume über lange Flure in denen links und rechts unzählige Fotos von ehemaligen Gefangenen hängen. Die Ausstellungen zeigen Dinge wie beispielsweise die Lebensbedingungen im Lager oder die Folter- und Mordmethoden der Nazis. Auch der Sammelgalgen, die Gaskammer und das Krematorium sind im Lager I zu besichtigen.

Kilometerlange Wege führen vorbei an den Baracken, in denen die Häftlinge untergebracht waren

Im Lager Birkenau fanden die Verbrechen in einem um ein Vielfaches vergrößerten Maßstab statt. Hier bauten die Nazis den größten Teil der Einrichtungen in denen ungefähr 1 Million europäische Juden ermordet wurden. Hier standen fast 300 primitive, mehrheitlich hölzerne Baracken in denen bis zu 100 tausend Häftlinge zur gleichen Zeit zusammengepfercht wurden.

Da die Fläche des KL Birkenau sehr groß ist, verläuft sich die Besucherzahl. Einsam geht man so über das Gelände und spürt beim Betreten der Baracken auch heute noch die Verzweifelung, die Schmerzen und die Unermesslichkeit der Erniedrigung, die den Menschen hier widerfahren ist.

Gedenktafel im Lager Birkenau

Meinen Besuch an diesem Ort werde ich nicht so schnell vergessen. Wenn man über die Verbrechen der Nazis liest oder einen Fernsehbericht sieht, ist man entsetzt und schockiert, doch ist es irgendwie fern weg von dieser Welt. Doch als ich dann in einem dieser Konzentrationslager stehe und eine der Baracken betrete wird mir bewusst, das dies alles mitten unter uns passiert ist und das es Menschen waren, die das gemacht haben.

Um 14 Uhr fährt unser Bus zurück nach Krakau. Dort angekommen haben wir noch Zeit um in die Innenstadt zu gehen und etwas zu essen. Die meisten Geschäfte haben heute - obwohl Sonntag ist - geöffnet. Gegen halb sechs begeben wir uns dann zum Busbahnhof, der neben dem Hauptbahnhof ist. Von hier aus fahren wir mit einem Bus der Linie 192 für ca. 60 Cent zum Flughafen Balice (auf dem Busfahrplan heißt er "Port Lotniczy", Linie 208 fährt ebenfalls hin). Die Fahrt dauert 45 Minuten. Dabei sollte man sich allerdings nicht wundern, wenn der Bus zuerst nur durch kleine Wohngebiete fährt. Am Ende erscheint in einem kleinen Wäldchen der Flughafen.

Breakdancer zeigen vor dem Adam Mickiewicz Denkmal ihr Können

Fazit:

Krakau ist ein absoluter Geheimtipp für einen Kurzurlaub! Alleine die Altstadt ist schon eine Reise wert. Hier kann man gemütlich umher schlendern und die Atmosphäre genießen. Ich habe Krakau als eine ausgesprochen lebendige Stadt mit sehr freundlichen Menschen empfunden. Nebenbei sind die Preise für Essen und öffentliche Verkehrsmittel sehr günstig.

Einen Besuch des Museums Auschwitz empfehle ich jedem, der sich dafür interessiert. Man muss aber damit rechnen, dass man im Anschluss noch einige Zeit damit verbringen wird, das Erlebte zu verarbeiten. Das Museum empfiehlt im Übrigen von einem Besuch mit Kindern unter 13 Jahren abzusehen.

Unser Hotel Demel würde ich sofort wieder buchen, wenn ich noch mal nach Krakau fahre. Kleine Abstriche - die bei einem Preis von 20 Euro pro Person aber kaum ins Gewicht fallen - gab es nur beim Frühstück und bei der nicht ganz so zentralen Lage.

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