Kurztrip nach Småland

Datum:
25. bis 28. August 2017
Dauer:
4 Tage
Ferienhaus:
Karte:
Reisekarte
Bereiste Städte:
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Reisebericht

Kann eine 4-tägige Flugreise mit Kindern Erholung sein? In Småland schon!

Auf meinem Blog findet ihr zwar zahlreiche Berichte von Kurztrips, doch die Reisen, bei denen unsere beiden Kinder mit waren, sind bisher eher längere Reisen in Urlaubsregionen mit Sonne und Strand.

Das hat auch seinen Grund, denn wenn wir in den Urlaub fahren, sollen auch alle etwas davon haben und unsere Kinder (sie sind 4 und 5 Jahre alt) haben bisher kein Interesse an Besichtigungstouren, Shopping oder Wellness. Deshalb kommt eine Kreuzfahrt oder eine Städtereise für uns im Moment nicht in Frage.

Doch kann man mit dem Flugzeug überhaupt einen familientauglichen Kurztrip unternehmen? Was "familientauglich" ist, muss jede Familie für sich entscheiden. Für uns heißt das: viel draußen sein, die Natur sehen, überhaupt auch mal was anderes sehen. Es sollte stressfrei sein, Wasser sollte in der Nähe sein und ... in den Schulferien muss es bei uns inzwischen auch noch sein. Außerdem sollte es möglichst wenig kosten (das liegt jetzt hauptsächlich im Interesse von uns Eltern ;-)

Und tatsächlich finde ich einen Kurztrip, der das alles verspricht!

Ganz in der guten alten Tradition meiner früheren Reisen finde ich günstige Flüge von Düsseldorf-Weeze nach Växjö in Süd-Schweden für unglaubliche 9,99 Euro pro Person und Strecke. Es gibt also immer wieder passende, günstige Flüge, auch von Freitags auf Montags in den Sommerferien. An Gebühren fällt zusätzlich nur noch die bei Ryanair für Familien inzwischen obligatorische Sitzplatzreservierung von 8 Euro pro Erwachsenen an.

Da sowohl Växjö als auch Weeze sehr kleine und übersichtliche Flughäfen sind und da die Flugzeit nur kurz ist, sollte die Anreise recht entspannt verlaufen. Am Flughafen werden wir unseren Mietwagen in Empfang nehmen, den ich für 79 Euro vorab im Internet gebucht habe.

Växjö liegt in Småland, der malerischen Seen-Landschaft, die Astrid Lindgreen mit ihren Geschichten berühmt gemacht hat. Als Unterkunft haben wir eine Ferienwohnung auf einem Bauernhof inklusive Frühstück für rund 100 Euro pro Nacht gebucht. Der Hof liegt am südlichen Ende des Åsnen-See und nennt sich "Toftahult Gård"

Auf diesen Kurztrip freut sich die ganze Familie!

Bereits aus dem Flugzeug sieht man die atemberaubende Seenlandschaft

Freitag, 25.8.: Fahrt quer über den Åsnen-See

Wie fliegen mal wieder von Düsseldorf-Weeze. Diesmal haben wir zum ersten Mal einen Parkplatz außerhalb des Flughafens gebucht von dem aus wir mit einem Schuttlebus zum Terminal gebracht werden. Es klappt alles gut und mir gefällt die Variante mit dem Schuttlebus gut. Parkt man nicht gerade auf einem extrem teuren Stehplatz direkt am Terminal muss man in der Regel sehr weit laufen. Da ist die Variante mit dem Schuttlebus bequemer. Und ob dieser nun 3 Minuten oder 10 fährt, das ist nicht wirklich wichtig. Außerdem spart man noch die 2 Euro, die in Weeze inzwischen verlangt werden, um beim Terminal vorzufahren.

Wir haben bei dieser kurzen Reise nur Handgepäck dabei. Zusätzlich zu den Koffern in den erlaubten Maßen haben wir noch zwei Auto-Sitzerhöhungen für die Kinder mit uns. Ich frage sicherheitshalber noch einmal beim Check-in-Schalter, aber wir dürfen die Sitzerhöhungen mit an Bord nehmen, allerdings als Gepäck. Benutzt werden dürfen sie auf dem Flugzeugsitz nicht, dafür benötigt man einen extra für Flugzeuge zugelassenen Sitz. Aber das wollten wir ja auch gar nicht. Auf dem Rückflug checken wir die Sitzerhöhungen übrigens ein, denn kosten tut das nichts.

Beim Sicherheitscheck ist es immer wieder spannend wie mit den Flüssigkeiten umgegangen wird. Wir hatten schon alle Varianten erlebt: uns wurde alles abgenommen oder auch: als wir die Wasserflaschen wegwerfen wollten eilt ein Flughafenmitarbeiter zu uns und sagt, die sollen wir doch bitte mitnehmen, schließlich hätten wir doch Kinder dabei. Diesmal läuft es jedenfalls so: eine Mitarbeiterin nimmt uns eine Flasche ab, ein anderer Mitarbeiter lässt uns daraufhin unsere zweite Wasserflasche. Als wir kurz nachfragen (nur interessehalber) wie es zu diesem gegensätzlichen Entscheidungen kommt, wird erklärt dass das alleinige Entscheidung des jeweiligen Sicherheitsmitarbeiters ist.

Der Flug dauert nur 1,5 Stunden. In Växjö gelandet betreten wir die Ankunftshalle, die kleiner ist als die Wartehalle von so manchem Dorf-Bahnhof. Das dürfte der kleinste Flughafen sein auf dem ich bisher gelandet bin!

... und von nahem sieht es noch hübscher aus!

Man muss das Gebäude verlassen um in die Abflughalle zu kommen, die nur etwas größer ist. Dort finde ich den Schalter der Mietwagenfirma. Mal wieder bekommen wir ein wesentlich größeres Auto als wir es gebucht hatten. Es ist ein Opel Astra mit Navi und Sitzheizung. Zum einen haben wir aber eh unser eigenes Navi mit, zum anderen lasse ich das lieber aus. Ich habe uns nämlich eine schöne Route herausgesucht, die statt über die Autobahn quer über den Åsnen-See führt. So können wir einen ersten Eindruck von der Landschaft gewinnen.

Und wir merken jetzt schon: diese Reise hat sich gelohnt! Wir fahren auf einsamen Straßen über Brücken stets am Wasser entlang. Wir machen immer wieder kurze Zwischenstopps und genießen den Sonnenuntergang über dem See. Eine atemberaubende Landschaft!

Am "Toftahult Gård" angekommen klopfen wir am Haus in dem die Vermieterin wohnt. In Skandinavien kommt man mit Englisch als Verständigung sehr gut klar. Sie schaut uns allerdings etwas verwundert an als wir uns vorstellen. Sie sagt sie hätte heute mit keinen Gästen gerechnet. Sie schaut dann kurz nach und ist dann völlig aus dem Häuschen: seit 10 Jahren hat sie noch nie eine Buchung falsch eingetragen, doch diesmal wäre ihr das passiert. Sie entschuldigt sich tausendmal, denn unsere Wohnung ist nicht frei.

Unsere überaus gemütliche Unterkunft für die erste Nacht ist eine 200 Jahre alte, rote Holzhütte

Ich finde Fehler können passieren. Die Frage ist wie man anschließend damit umgeht. Abgesehen davon dass es der Vermieterin sichtlich unangenehm ist, bietet sie uns ein paar Alternativen an. So würde sie sich sofort um eine andere Unterkunft woanders im Ort kümmern. Oder aber wir verbringen die erste Nacht bei ihr auf dem Hof in einer kleinen Hütte. Diese hat aber nur ein großes Doppelbett für uns vier. Bei beiden Varianten würde sie die Nacht auch nicht mehr berechnen.

Sie zeigt uns die Unterkunft mit dem Doppelbett, die eigentlich für nur zwei Personen gedacht ist. Diese ist so traumhaft, dass wir uns sofort entscheiden hier eine Nacht zu verbringen. Klar, es war dann etwas eng, doch das ist das wohl schönste kleine Häuschen in dem ich bisher genächtigt habe!

Es ist eine rote Holz-Hütte von 1830. Das somit fast 200 Jahre alte Holz ist weiß gestrichen und alles wurde liebevoll dekoriert. Schafsfelle hängen an der Decke und zahlreiche kleine Lampen beleuchten den Raum mit einem zarten Licht. Die Hütte steht am Waldesrand etwas abseits des Hofes. Das Bad ist außerhalb der Hütte in einem kleinen Anbau, d.h. nachts müssen wir nach draußen um zur Toilette zu gehen. Das hört sich jetzt wie ein Nachteil an, doch wir fanden selbst das genial. Man fühlt sich in der Zeit zurück versetzt wenn man barfuß durch die Kälte flitzt und dabei die Eulen im Wald hört. Das passt einfach zu Småland.

Samstag, 26.8.: Schwedische Leckereien, Picknick am Badestrand und Wandern im Wald

Nach einer kuscheligen Nacht begeben wir uns ins Haupthaus des Hofes zum Frühstück. Der Frühstücksraum könnte fast das Wohnzimmer der Gastgeberin sein. Nur dass hier ein traumhaftes Buffet aufgebaut ist und dass hier mehrere Esstische mit Tischdecken, Kerzenleuchter und feinstem Besteck eingedeckt sind. Zumindest das Buttermesser schien mir sogar aus Silber zu sein. Fensterbänke und Wände sind wieder mal mit passender Deko verschönert. Beim Buffet gibt es alles was man braucht: von frischen Eiern über Obst, Saft, Aufschnitt, Käse usw. Dazu gibt es einen Blick durchs Fenster auf die nebeligen Felder und den Waldrand.

Verträumter Garten auf dem Ferien-Bauernhof Toftahult Gård

Nach dem Essen machen wir einen Rundgang über den Hof. An Tieren werden wohl nur noch Hunde, Hühner und hauptsächlich Schafe gehalten. Von den Schafen scheinen auch Felle und Fleisch verkauft zu werden. Besonders hübsch ist der verträumte Garten.

Nachdem wir diese tollen Eindrücke aufgesogen haben fahren wir mit dem Mietwagen in den nächsten Ort um einzukaufen. Das meiste hatten wir bereits auf der Hinfahrt in einem Lidl-Supermarkt in Växjö gekauft. Viel hatten wir vorher davon gehört dass die Lebensmittel in Schweden teuer sein sollen. Das kann ich nicht bestätigen. Soweit ich das auch im Internet noch einmal nachgelesen habe, sind diese Zeiten in Schweden (das gilt nicht für Norwegen) aber vorbei. Ich würde nach unserem kurzen Besuch im Land der Knäckebrote sagen, dass die Lebensmittel vielleicht 10 % teurer sind als bei uns, mehr aber nicht.

Typisches Häuschen mitten in Tingsryd

Allerdings suchen wir noch etwas anderes: wir würden heute Abend nur allzu gerne mit einem Glas Wein anstoßen. Doch diesen zu bekommen erweist sich als schwierig. Im ersten Supermarkt wird uns gesagt dafür müssten wir in die nächst größere Stadt Tingsryd fahren. In dem großen Supermarkt dort gibt es an alkoholischen Getränken aber auch nur Leicht-Bier mit 2,5 % Alkohol. Ich frage dann einen jungen Mann vor dem Supermarkt. Er ist sehr freundlich und ich unterhalte mich gleich länger mit ihm. Jedenfalls kommt er nicht aus dem Dorf, doch seine Schwester, die er dann noch dazu ruft erklärt mir wo wir hin müssen.

Wir müssen zum "Systembolaget". Mit einer Wegbeschreibung laufen wir durch den Ort. Der Ort ist sehr hübsch und man überlegt bei jedem zweiten Häuschen in der Innenstadt, ob dies nicht das Haus von Pipi Langstrumpf sein könnte.

Dann am Ende der Einkaufsstraße, in einer etwas finstereren Ecke finden wir den "Systembolaget". Irgendwie bekommt man da schon ein schlechtes Gewissen dass man mal einen Wein trinken will. Wir sind uns sogar unsicher ob die Kinder hier nun überhaupt mit rein dürfen. Aber kein Problem. Die Preise halten sich aus meiner Sicht sogar in Grenzen. Für eine gut Flasche Wein 8 Euro zu bezahlen ist ja auch bei uns nicht ungewöhnlich.

Nach unserem Rundgang durch Tingsryd fahren wir weiter zur "Åsnenrökeriet". Die Adresse der Räucherei für Fische hatte ich zwar schon vor unserer Abreise im Internet recherchiert, allerdings ist hier irgendwie die Welt so klein, dass wir schon zweimal an dem Straßenschild zur Räucherei vorbeigefahren sind. Wir kaufen uns einen kalt geräucherten Lachs und ein Eis.

Am Seeufer und im Wald gibt es viel zu entdecken

Nach dieser kleinen Pause fahren wir weiter zu einem Badestrand am Åsnen-See. Dieser liegt am Ende eines Waldweges, den man aber befahren kann. Zu dieser Jahreszeit sind wir hier vollkommen alleine. Eine traumhafte Ruhe!

Es gibt einen Strand mit feinem hellem Sand, einen langen Badesteg in den See, Umkleidekabinen, Picknicktische und ein Plumsklo. Letzteres ist eine Attraktion für die Kinder, ich bin aber froh, dass ich es nicht benutzen muss.

Wir setzen uns an einen der Tische und picknicken unsere Einkäufe: frisch geräucherten Lachs, Brot und Kekse aus einer kleinen schwedischen Bäckerei in Tingsryd. Herrlich!

Es ist einfach traumhaft hier! Wir liegen auf dem Steg, während die Kinder im Wald verschwinden oder am Ufer Neues entdecken. Sie klettern die großen Steine hoch, die hier überall liegen oder rufen uns aufgeregt weil sie einen riesigen roten Fliegenpilz zwischen dem Moos entdeckt haben. Perfekt wäre nur noch ein bisschen mehr Sonne. Aber wir wollen uns mal nicht beschweren!

Die Gegend um Urshult ist für ihre Apfelplantagen bekannt

Nach einer mehrstündigen Mittagspause an diesem hübschen Fleckchen fahren wir weiter. Unser Ziel ist das Heimatmuseum Lunnabacken mit einem angrenzenden Naturschutzgebiet direkt am See. Auf dem Weg dorthin passieren wir einige Apfelplantagen für die die Gegend hier berühmt ist. Wir halten bei einem Direktverkaufsstand an und decken uns mit frisch geernteten Äpfeln ein.

Am Heimatmuseum gibt es einen Parkplatz. Von hier muss man 100 Meter einen steilen Berg hinauf. Man erreicht einen hübschen alten Hof mit roten Holzhäusern. Diese kann man aber nicht immer betreten, heute sind sie jedenfalls zu. Der Hof wurde als erstes Gebäude des Ortes im Jahre 1709 erbaut und 1956 an diese Stelle versetzt. Hier steht auch eine alte schwedische Maschine mit der Felsbrocken geknackt werden können. Sehr spannend (für uns Männer). Als ich dann lese dass diese Maschine am morgigen Sonntag sogar noch in Betrieb genommen wird, wissen wir auch schon was wir morgen machen.

Wir wandern durch die Gärten von Kurrebo mit malerischer Aussicht auf den Åsnen-See

Heute wandern wir erst mal den Berg hinunter. Bei einer tollen Aussicht auf den Åsnen-See laufen wir an verlassenen roten und gelben Holzhäusern vorbei. Wir erreichen verwilderte Apfelbäume und genießen einige Äpfel frisch vom Baum. Der Weg führt uns weiter in den Wald bis ans Ufer des Sees. Wir halten uns rechts und kommen nach einer Weile wieder am Fuß des Hügels aus, auf dem das Heimatmuseum liegt. Von hier fahren wir zurück zu unserer Unterkunft.

Dort steht vor dem Abendessen ja noch ein Umzug an. Wir sind sogar etwas sentimental dabei, denn unsere "Notunterkunft" war wirklich schön. Doch es ist schon gut dass wir in der neuen Ferienwohnung mehr Platz haben. Sie liegt in einem großen Haus neben dem Haupthaus. Die vier Betten stehen in einem Schlafzimmer und es gibt im Obergeschoß einen riesigen Wohnbereich mit 4 Sofas und einem Billardtisch. Im Erdgeschoß befindet sich die große, voll ausgestattete Küche. Sogar eine Spülmaschine gibt es. Das Esszimmer ist nochmal ein eigener gemütlicher Raum. Dort decken wir den großen Tisch für unser Abendessen mit großen Runden Knäckebrotscheiben und: einem Gläschen Wein.

Skurrile Attraktion: in einem sumpfigen Waldstück nahe der Ortschaft Ryd stehen rund 150 Oldtimer herrenlos herum

Sonntag, 27.8.: Ein Autofriedhof und das Heimatmuseum und Naturreservat Lunnabacken

Nach dem abermals herrlichen Frühstück im Haupthaus des Hofes habe ich uns ein etwas ungewöhnliches Ziel für den heutigen Vormittag herausgesucht: einen Autofriedhof nahe dem Ort Ryd. Wie auch alle anderen Ziele von denen ich bei diesem Kurztrip berichte liegt er nur wenige Minuten Fahrt entfernt.

Die Geschichte dieses skurrilen Ortes ist auf einem Schild ausführlich erklärt: der 1914 geborene Åke, genannt "Åke vom Moor", hatte hier einst eine kleine Torffabrik im Eigenbau errichtet. Als in den 1950er Jahren Autos auch für den kleinen Mann erschwinglich wurden landeten viele der ausgedienten Fahrzeuge im Wald. Åke sammelte sie ein und reparierte sie oder schlachtete sie für Ersatzteile aus. 1992 zog Åke in ein Altersheim. Anschließend entwickelte sich der Wald mit dem überwachsenen Oldtimer-Schrott zu einer Touristenattraktion und die Stadt ließ ihn nach langen Diskussionen so wie er ist: ein sich selbst zerstörendes Bild mit einer gewissen Andächtigkeit.

Den Frauen unter uns gefällt dieses Industriedenkmal nicht so. Doch unser Sohn und ich schauen sich so einige Oldtimer an. Ein sehr surrealer Ort. Man sieht einen alten Bus, stolpert im nächsten Moment über eine Autotür und in der Werkstatt von Åke hängt sogar noch seine Hose am Haken.

So wirklich lange halten wir uns hier aber nicht auf und steuern einen Badestrand ganz in der Nähe unserer Unterkunft an. Dieser befindet sich auf dem Campingplatz "Getnö Gård". Auf der Fahrt dorthin fängt es recht plötzlich stark an zu regnen. Gut dass wir gerade unterwegs sind. Am Strand des Campingplatzes verbringen wir eine gute Stunde.

Typisch schwedisches Phänomen: die Garagen-Flohmärkte, auch "Loppis" genannt

Zum Mittagessen fahren wir heute zurück zur Unterkunft. Dabei halten wir an einem "Loppis". Das ist die Kurzform von "loppmarknad" und meint einen kleinen privaten Garagen-Flohmarkt. Ein typisches Phänomen in Småland.

Wir kochen uns etwas in unserer Ferienwohnung, ruhen uns aus und fahren danach zum Heimatmuseum Lunnabacken an dem wir gestern bereits waren. Sonntags sind dort des Öfteren Aktionen und heute sind nicht nur alle Gebäude zur Besichtigung geöffnet, nein aucher der "Steinknacker" ist in Betrieb!

Wir erreichen kurz vor Schluss der Aktion (als zu diesem Zeitpunkt einzige Besucher) das Museum, das von einem Heimatverein betrieben wird. Als die älteren Herren unseren höchst interessierten Sohn sehen, schmeißen sie die alte Dampf-Maschine tatsächlich an.

Im Lunnabacken Heimatmuseums wird am Sonntag der Steinknacker (eine alte Dampf-Maschine) in Betrieb genommen

Von dem Glühkkopf-Motor wird zuerst der ganze Hof zugequalmt. Über einen Keilriemen setzen sich langsam und dann immer schneller massive Zahnräder in Bewegung. Dann werden tatsächlich die ersten Steinbrocken von den Rentnern des Heimatvereins, die sichtbar Freude an der Aktion haben, in die Maschine gehievt.

Die Brocken werden unter ohrenbetäubenden Krach zermalmt und die Steinbrocken, die nicht in hohem Bogen durch die Gegend fliegen, fallen auf ein Fließband, werden hoch transportiert und in einer sich drehenden Siebtrommel sortiert. Ein faszinierendes Schauspiel. Unser Sohn bewegt sich eine halbe Stunde nicht vom Fleck, selbst nicht als es anfängt zu regnen. Doch die Damen drängeln etwas. Wir schauen uns noch die Ausstattung der Gebäude an. Es gibt das Wohnhaus, eine Werkstatt und noch mehr. Wir bekommen sogar eine kleine Führung. Eintritt kostet das alles übrigens nichts, aber dafür gibt es eine Spendenbox.

Nun wollen wir noch ein wenig wandern. Wir laufen wie am Tag zuvor den Berg hinunter. Dort finden sich die Gärten von Kurrebo. Hier stand wohl mal ein Café, doch das ist nun nicht mehr in Betrieb. In den vielen Beeten gibt es zwar ein paar Schilder zu den Pflanzen, doch insgesamt ist alles nicht mehr gepflegt und verwachsen. Schön ist es hier trotzdem irgendwie. Wir laufen weiter an den vielen Apfelbäumen Richtung See. Diesmal laufen wir links und gelangen zu einem Campingplatz mit einer Liegewiese am See. Der Campingplatz selbst ist aber bereits geschlossen. Die Saison in Südschweden ist nur sehr kurz.

Nach einer Pause laufen wir zurück. Der Weg führt durch das Naturresservat Lunnabacken. Ein abermals malerischer Wald direkt am Ufer des Sees. Elche sehen wir bei diesem Kurztrip leider nicht, aber eine Pferdewiese gibt es hier mitten im Wald.

Abends erreichen wir unsere Unterkunft und fallen nach einem herrlichen Tag an der frischen Luft in unsere Bettchen.

In Småland kann man noch Fischadler bei der Jagd beobachten

Montag, 28.8.: Loppis, Sandstrand und Fischadler

Ob sich so ein Kurztrip lohnt hängt zum Teil auch von den Flugzeiten ab. Bei dieser Reise waren die Zeiten sehr gut. Unser Rückflug ist um 15:40 Uhr. Somit haben wir heute noch einige Zeit. Wir packen schweren Herzens unser wenigen Sachen und verabschieden uns nach dem Frühstück von unserer überaus herzlichen Gastgeberin. Sie betreibt einen kleinen Laden auf dem Hof in dem sie Schafsfelle aus eigener Produktion verkauft. Auch wir finden ein Andenken und den Kindern schenkt sie sogar noch ein Eis.

Im Prinzip fahren wir vom "Toftahult Gård" Richtung Flughafen, doch wir nehmen (bewusst) den ein oder anderen Umweg um die malerische Landschaft zu genießen. Wir fahren durch kleine Siedlungen aus roten Holzhäusern und halten auch noch einmal an einem "Loppis". Unseren längsten Halt machen wir an einem weiteren Badestrand. Da es heute auch sonniger ist, gehen wir zumindest mit den Füßen ins Wasser. Das tolle ist, dass sich die Kinder an solch einem Badestrand in Småland stundenlang beschäftigen können, auch wenn man nicht ins Wasser kann. Denn hier ist wieder direkt der Waldesrand mit dem großen Felsen zum beklettern und zahlreichen Löchern in den man etwas entdecken kann. Ich sitze währenddessen auf dem Sand und beobachte einen Fischadler beim Fangen seines Mittagsessens. Was eine malerische Idylle!

Kronobergs slottsruin in Växjö

Nun möchten wir noch zu Mittag essen. Dazu hatte ich mir im Voraus überlegt, wir steuern am besten ein Restaurant in Växjö an, dann haben wir es nur noch wenige Minuten bis zum Flughafen. Besonders schön liegt ein Restaurant an der Schlossruine Kronoberg. Doch als wir dort ankommen, hat es leider geschlossen. Wir steuern stattdessen einen Supermarkt an und kaufen uns dort ein paar Leckereien für ein Picknick, auch um unsere letzten schwedischen Kronen auszugeben und um das ein oder andere essbare Andenken für zu Hause zu haben. Am kleinen Flughafen von Växjö setzen wir uns vor ein Spiel-Holzhaus für Kinder, das dort steht und machen es uns gemütlich, bevor es mit dem Flieger wieder zurück nach Weeze geht.

Ein Reiseziel für die ganze Familie: Småland in Süd-Schweden

Fazit:

Ich hätte nicht damit gerechnet, dass dieser Kurztrip so schön wird. Trotz der knappen Zeit war es niemals stressig sondern eine wahre Erholung. Småland hat uns sehr gut gefallen. In Schulnoten macht das eine glatte 1!

... und für unsere Unterkunft im "Toftahult Bed & Breakfast", da würde ich sogar noch ein "Plus" an die Eins hängen, denn ich wüsste nicht was man hier noch mehr erwarten sollte. Überragend sind vor allem die liebevolle Ausstattung der Wohnungen und die Herzlichkeit mit der uns die Gastgeberin empfangen hat.

Übrigens: unsere nächste Reise nach Småland haben wir bereits gebucht, während ich diese Zeilen noch schreibe :-)

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