Wochenendtrip nach Danzig

Datum:
24. bis 26. April 2009
Dauer:
3 Tage
Hotel:
Lucky Hostel , Danzig (Gdańsk)
Karte:
Reisekarte
Bereiste Städte:
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Reisebericht

Der Hafen von Danzig

Die heute polnische Ostseestadt Danzig, die Hauptstadt Pommerns, hat eine wechselvolle Geschichte. Geprägt ist die über 1.000 Jahre alte Stadt vor allem durch ihre Blütezeit während der Hanse.

Außer einem Rundgang in der historischen Innenstadt von Danzig, die während des Frühlings zu neuem Leben erwacht, plane ich noch zwei Ausflüge. Zum einen möchte ich die in der Nähe von Danzig befindliche Kreuzritterburg Marienburg, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, besuchen und zum anderen möchte ich ein wenig am Strand des Ostseebads Zoppot entspannen, das im frühen 20. Jahrhunderts zu den luxuriösesten Badeorten der Ostsee gehörte.

Ostsee-Strand bei Zoppot

Flüge nach Danzig werden unter anderem von dem ungarischen Billigflieger Wizzair angeboten.

Perfekte Flüge für einen Wochenendtrip von Freitags bis Sonntags finde ich dort für gerade einmal 17 Euro pro Flug inklusive aller Gebühren! Als Unterkunft buche ich ein Einzelzimmer im "Lucky Hostel", das inklusive Frühstück nur 14 Euro pro Nacht kostet.

Freitag, 24.4.: Danzig, Hansestadt an der Ostsee

Am Freitag mache ich etwas früher Feierabend im Büro und fahre direkt zum Flughafen in Dortmund. Meine Airline ist der ungarische Billigflieger Wizzair, der von Dortmund aus recht viele Ziele in Mittel- und Osteuropa anfliegt.

Der Flug dauert 90 Minuten. An Bord gibt es - wie bei vielen Billigfliegern üblich - keine kostenlosen Getränke oder Snacks. Dafür wird man aber mit der wohl hübschesten Crew aller Airlines belohnt (dieses Urteil erlaube ich mir nach meinem dritten Flug mit Wizzair einmal an dieser Stelle)!

Meine Unterkunft in Danzig ist ein recht günstiges Hostel, das etwas außerhalb der Stadt in einem Wohngebiet liegt: das "Lucky Hostel". Die Fahrt vom Flughafen zum Hostel habe ich vorab per Email gebucht. So werde ich schon vom Besitzer des Hostels erwartet. Er begrüßt mich freundlich und sagt mir, dass wir nun erstmal seine Tochter von der Schule abholen müssen. Ich bin also mitten im polnischen Alltag gelandet und fühle mich sofort wohl!

Das Goldene Tor führt direkt ...

Mein Zimmer, ein Einzelzimmer, ist bei einem Zimmerpreis von 14 Euro natürlich recht spartanisch eingerichtet und sehr klein, dafür aber sauber. Badezimmer gibt es im gesamten Hostel drei. Das Highlight ist vor allem die Dusche im ersten Obergeschoss. Eine solche Dusche hat man selbst im besten Luxushotel nicht! Sie ist mit Sound, Wellness-Beleuchtung und sechs verschiedenen Duschköpfen ausgestattet und somit eine wirklich lustiges Gimmick.

Das Lucky Hostel ist rund 10 Minuten Busfahrt von der Danziger Innenstadt entfernt. Eine Busfahrt kostet 3 Złoty, was rund 65 Eurocent entspricht. Die Tickets kaufe ich beim Busfahrer. Noch günstigere Tickets (z.B. Zeittickets für 15 Minuten) kann man in Zeitschriftenläden kaufen.

... auf die Lange Gasse in der historischen Rechtstadt

Der Bus vom Hostel fährt direkt zum Danziger Hauptbahnhof. Von hier aus laufe ich zum wenige hundert Meter entfernten Kohlemarkt. Hier beginne ich meinen Rundgang durch die Rechtstadt, wie der historische Stadtkern Danzigs genannt wird.

Als erstes durchschreite ich das Hohe Tor, durch das auch jeder König, der bisher Danzig besuchte, eintrat. Hinter dem Hohen Tor befindet sich der Stockturm, dann folgt das Goldene Tor. Durch letzteres betrete ich die Innenstadt.

Sofort fallen mir die prunkvollen Bürgerhäuser aus den verschiedensten Stilepochen auf. Ein herrlicher Anblick.

Dazu sollte man wissen, dass Danzigs Stadtkern im Zweiten Weltkrieg zu 95 Prozent zerstört wurde. Nach Ende des Kriegs hat man damit begonnen, den Stadtkern Stein für Stein wieder aufzubauen. Für Ihre Glanz-Leistungen vor allem in Danzig und Warschau ist die polnische Restauratoren-Schule seitdem in der ganzen Welt bekannt.

Die polnische Name von Danzig lautet "Gdańsk"

So erstrahlt auch die Lange Gasse, auf der ich mich jetzt befinde, wieder in einem Glanz, als wäre sie nie zerstört gewesen. Die Lange Gasse (ulica Długa) mündet in den Langen Markt (Długi Targ). Hier befindet sich das Rechtstädtische Rathaus, das aufgrund von Renovierungsarbeiten aber leider geschlossen ist. Davor steht der Neptunbrunnen, ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Auf dem wunderschönen Langen Markt befinden sich zahlreiche Cafés. Hier lege ich erstmal eine Pause ein und genieße das herrliche Wetter.

Vom Langen Markt aus gelange ich durch das Grüne Tor zum Hafen. Auch an der schönen Hafenpromenade befinden sich zahlreiche Restaurants und Cafés. Außerdem fahren hier einige Ausflugsboote ab. Ihr Ziel ist unter anderem die Westernplatte, der Ort an dem die Deutschen den Zweiten Weltkrieg begonnen haben und wo sich heute ein Mahnmal befindet.

Blick vom Frauentor Richtung Marienkirche

Ich schlendere aber weiter die Hafenpromenade entlang. An ihr befindet sich das Wahrzeichen Danzigs, das Krantor (Żuraw). Es diente einst zum Einsetzen von Schiffsmasten.

Kurz vor dem Krantor steht das Frauentor, das zur vielleicht schönsten kleinen Gasse der Stadt führt: der Frauengasse (ulica Mariacka). Hier stoße ich auf kleine Galerien und Kunsthandwerksgeschäfte, in denen vor allem Bernsteinschmuck verkauft wird. Typisch für alte Ostseestädte sind die so genannten Beischläge, einer Art Terrasse vor der Eingangstür.

Ich bummle ein wenig die Frauengasse entlang und begebe mich dann ins archäologische Museum, das im Frauentor eingerichtet wurde. Besonders sensationelle Funde finden sich hier allerdings nicht. Ein Highlight ist dagegen der Observationsturm, den ich vom Museum aus erreiche (Eintritt 3 Złoty). Von hier oben habe ich eine hervorragende Aussicht über das wunderschöne Danzig.

Wer Bernstein-Schmuck sucht, wird in der Frauengasse fündig

Am Ende der Frauengasse steht die Marienkirche, die größte mittelalterliche Backsteinkirche der Welt. Von innen ist sie weiß, fast steril eingerichtet.

Doch Danzig hat nicht nur eine glorreiche Vergangenheit hinter sich, auch in der jüngeren Geschichte hat es eine wichtige Rolle gespielt. So formierte sich nach einem Streik der Danziger Werftarbeiter, der von einem Elektriker namens Lech Wałęsa (der spätere Präsident Polens) angeführt wurde, die freie Gewerkschaft Solidarność. Somit wurde von Danzig aus das kommunistische Regime Polens gestürzt, was ein wichtiger Auslöser für den gesamten Verfall des Ostblocks war.

Abendstimmung auf dem Langen Markt vor dem Rathaus

Ich laufe also zur Danziger Werft, vor deren Eingangstoren ein riesiges Denkmal an die beim ersten Aufstand im Jahre 1970 gefallenen Werftarbeiter erinnert. Das in der Nähe befindliche Solidarność-Museum ist aufgrund der inzwischen späteren Uhrzeit leider schon geschlossen.

So begebe ich zurück zum Langen Markt und esse in einem der vielen Restaurants zu Abend. Die Preise sind recht moderat. Selbst in diesem Touristenviertel zahle ich für ein Essen (Hähnchenbrust mit Mozzarella überbacken, Pesto und Salat) sowie zwei große Bier und einen Espresso gerade einmal 42 Złoty (9,50 Euro).

Samstag, 25.4.: Marienburg und Zoppot

Das Frühstück ist für ein Hostel recht gut. Es gibt frisches Brot, Eier, Cornflakes, Kaffee und Saft, während die freundliche Großmutter der Familie, die das Hostel betreibt, auf dem Sofa sitzt und fernsieht.

Das Wetter ist heute abermals sehr gut. Perfekt also für meine für heute geplanten Ausflüge in die Umgebung. Dazu fahre ich mit dem Bus zum Hauptbahnhof.

Marienburg, die Hauptstadt der Kreuzritter

Ich kaufe mir ein Zugticket nach Malbork zum Preis von 10 Złoty (2,25 Euro). Die Fahrt nach Malbork dauert rund eine Stunde. In Malbork (zu deutsch "Marienburg") befindet sich der größte Backsteinbau Europas, die Ordensburg Marienburg. Sie wurde im 13. Jahrhundert von den Kreuzrittern des Deutschen Ordens erbaut. Nachdem diese aus Jerusalem vertrieben worden waren, gründeten Sie hier ihre neue Hauptstadt. Seit 1998 zählt die Marienburg zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Der Eintritt kostet 35 Złoty (rund 8 Euro). Sobald man die Burg betritt, kommt man sich vor, als wäre man in der Zeit zurück versetzt.

Auf 21 Hektar erstreckt sich das größte Burgensemble der Welt

Ich schaue mich auf dem riesigen Burggelände um und mache zahlreiche Fotos. Auch die Innenräume können besichtigt werden. Teilweise ist das aber nur mit Führung möglich, auf die ich jedoch keine Lust habe. Trotzdem gibt es in dieser riesigen Anlage so viel zu sehen, dass ich nach 3 Stunden immer noch nicht überall gewesen bin!

Auf dem Fußweg zurück zum Bahnhof laufe ich über die ulica Koś am Restaurant "Andaluzja" vorbei, wo ich etwas esse. Dieses algerische Restaurant kann ich sehr empfehlen.

Gut gestärkt begebe ich mich zum Bahnhof und kaufe ein Ticket nach Zoppot.

Die Zugfahrt von Marienburg nach Zoppot führt über Danzig und kostet 18 Złoty im Expresszug. Der langsamere Regionalzug kostet 11 Złoty. Fährt man direkt von Danzig aus nach Zoppot, so dauert die Fahrt nur 20 Minuten und kostet 3,10 Złoty (70 Eurocent).

Das Ostseebad Zoppot

Zoppot (polnisch Sopot) ist das beliebteste Ostseebad Polens. 1823 gründete ein Arzt aus Napoleons Armee hier ein Kur-Sanatorium. Anfang des 20. Jahrhundert war Zoppot einer der luxuriösesten Badeorte der Ostsee.

Ich schlendere die Hauptstraße entlang, die sich "Monte-Casino" nennt. Sie wird gesäumt von zahlreichen Cafés, Eisdielen, schicken Restaurants, Diskotheken und Kasinos. Eine wirkliche Attraktion ist das Krzywy Dom (Schiefe Haus). Es ist völlig verzerrt gebaut und beherbergt mehrere Bars und Restaurants.

Natürlich kaufe ich mir auch eine Gofry. Das ist eine typisch polnische Waffel mit sehr viel Schlagsahne und einer Fruchtsoße in variablen Geschmacksrichtungen.

Abendspaziergang auf der Mole

Anschließend setze ich mich ein wenig an den Strand und entspanne in der Sonne.

Besonders beliebt für abendliche Spaziergänge ist die Mole von Zoppot. Dieser weiße Holzsteg ragt 512 Meter weit in die Ostsee. Hier entlang zu flanieren gehört zum typischen Gefühl der Kurstadt. Um die Mole zu betreten zahle ich 4,10 Złoty Eintritt. Ein perfekter Ort um den Sonnenuntergang zu genießen. Ein wirklich schöner Abend.

Nachdem es an der Ostsee kühler geworden ist, fahre ich zurück nach Danzig. Das Zugticket kostet 3,10 Złoty. Wichtig ist, dass man beachtet, für welche Zuggesellschaft man das Ticket erworben hat. Anders als in Deutschland fahren hier nämlich unterschiedliche Gesellschaften für die man verschiedene Tickets benötigt. So passiert es auch mir, dass ich ein falsches Ticket habe. Dank der freundlichen Schaffner ist das aber ausnahmsweise kein Problem.

Zurück in Danzig trinke ich auf dem Marktplatz noch den ein oder anderen Cocktail und fahre dann zurück zum Hostel.

Sonntag, 26.4.: Die Rückreise

Mein Rückflug vom Flughafen Danzig startet um 11:45 Uhr. Da habe ich leider nicht mehr genügend Zeit, um noch einmal in die Stadt zu fahren. Also schlafe ich aus, frühstücke und genieße noch ein wenig die Sonne im Garten des Hostels. Da ich es nicht geschafft habe, die 300 Złoty (rund 70 Euro), die ich mir zu Beginn dieses Kurztrips am Geldautomaten abgehoben habe, auszugeben, fahre ich nun von meinem letzten Geld statt mit dem Bus mit dem Taxi zum Flughafen.

Die Frauengasse versprüht Mittelalter-Charme

Fazit:

Unternimmt man einen Städtetrip in eine große europäische Hauptstadt wie Paris oder London, so hetzt man meist von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Ein Ausflug nach Danzig ist dagegen etwas anderes - er ist wesentlich gemütlicher.

Man kann durch die herrliche Altstadt schlendern und fühlt sich, als wäre man in die Zeit der Hanse zurück versetzt worden.

Dazu wurde ich von den polnischen Einheimischen sehr freundlich behandelt und die Nebenkosten wie Restaurantbesuche oder Busfahrten sind recht günstig. Da sich in der Umgebung auch noch schöne Ausflugsziele wie z.B. Marienburg anbieten, ist Danzig ein empfehlenswertes Ziel für einen Städtetrip der gemütlichen Sorte.

Sonnenuntergang am Ostseestrand von Zoppot

Im nahen Ostseebad Zoppot könnte ich mir sogar einen längeren Strandurlaub vorstellen. Abgesehen von Eigenschaften wie dem Strand, das Meer, die tollen Hotels, Diskotheken und Bars versprüht Zoppot nämlich einen ganz besonderen und angenehmen Charme, der sich aus seinen ruhmreichen Zeiten zum Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten hat.

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