One-Night-Cruise auf dem baltischen Meer

Datum:
6. bis 8. Oktober 2005
Dauer:
2 Tage + 1 Anschlussnacht im Hotel
Fähre:
Kabine:
8125 (A2-Außenkabine)
Hotel:
Radisson SAS Seaside , Helsinki (1 Nacht)
Karte:
Reisekarte
Route:
TagLandStadtAnkunftAbfahrt
DonnerstagFlagge von Finnland FinnlandHelsinki-18:00
FreitagFlagge von Estland EstlandTallinn08:1512:30
FreitagFlagge von Finnland FinnlandHelsinki15:45-
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Reisebericht

Wahrzeichen Helsinkis: der Dom

Günstige Flüge nach Helsinki zu bekommen ist nicht leicht. Bei Germanwings, die zur Zeit als einzige deutsche Low-Cost-Airline die finnische Hauptstadt anfliegen, schnellen die Preise nach der Freigabe des Flugplans meistens sehr schnell in die Höhe. Trotzdem waren wir schnell genug und könnten Flüge für 19,- pro Person und Strecke in den Herbstferien bekommen. "Schnell genug" heißt in diesem Fall, dass wir die Flüge ganze 11 Monate vor Abflug gebucht haben.

Die MS Romantika im Hafen von Tallinn, der Hauptstadt Estlands

In Helsinki angekommen werden wir an Bord der 2002 gebauten Fähre MS Romantika gehen, auf der wir eine A2-Außenkabine zum Preis von 60 Euro pro Person gebucht haben. Die MS Romantika ist eines der neuen Schiffe, die eine Mischung aus Fähre und Kreuzfahrtschiff darstellen. Sie ist 194 m lang, beherbergt 2500 Passagiere und diverse Einrichtungen wie Restaurants, Cafés, Bars, Shops und ein Theater.

Am nächsten Tag haben wir dann einen sicherlich sehr schönen Aufenthalt in Tallinn, der Hauptstadt von Estland. Gegen Nachmittag geht es dann wieder zurück nach Helsinki, wo wir noch eine Nacht im 4-Sterne-Hotel Radisson SAS Seaside verbringen werden. Das Doppelzimmer dort habe ich bei einer Preisaktion auf der Gemanwings-Website erstanden und kostet uns nur 73,- Euro, was für ein so gutes Hotel in Helsinki recht günstig ist. Am Samstagabend wird es dann mit dem Flieger wieder zurück nach Köln gehen.

Donnerstag, 6.10.: Die MS Romantika

Um exakt 7:04 Uhr fahren wir mit dem Zug in Sythen los. Das Ticket zum Köln-Bonner Flughafen kostet uns 25 Euro pro Person. In Essen steigen wir in einen EC um. Von Köln fliegen wir dann über Hamburg und Stockholm hinweg nach Helsinki wo wir gegen 15 Uhr finnischer Zeit bzw. 14 Uhr deutscher Zeit landen.

Der Flughafen Helsinki-Vantaa ist mit Parkettboden ausgelegt

Der Flughafen Helsinki-Vantaa wirkt freundlich und warm. Hier haben wir dann auch den ersten Kontakt mit der finnischen Sprache. So schreiben die Finnen, wenn sie in die deutsche Hauptstadt "Berlin" wollen, einfach: "Berliiniin". Im Reiseführer lese ich dann, dass die Finnen statt unseren 4 Fällen für Substantive unglaubliche 15 (!) Fälle benutzen. Aber keine Angst, für einen Kurztrip muss niemand Finnisch lernen. Fast jeder Finne spricht auch Englisch.

Lampenträger-Statuen vor dem Hauptbahnhof

Nachdem wir unsere Koffer in Empfang genommen haben, verlassen wir das Flughafengebäude. Direkt am Ausgang aus dem Terminal fährt der Bus 615 ab. Dieser bringt uns für 3,40 Euro zum Hauptbahnhof von Helsinki. Nach kurzer Suche finden wir die Haltebucht 22 an der anderen Seite des Hauptbahnhofes als der an der wir angekommen sind. Von dort nehmen wir den Bus 15A zum Hafen (Länsiterminaali). Dort checken wir am Schalter von Tallink ein.

Nach einer kurzen Wartezeit können wir an Bord gehen. Als erstes suchen wir unsere Kabine. Sie liegt achtern (also hinten vom Schiff). Das Fenster der Kabine geht direkt nach hinten, was ganz schön ist. Die Kabine hat ein Klappbett und ein Sofa, dass zu einem Bett umfunktioniert werden kann.

Unsere Kabine 8125

Insgesamt ist natürlich alles kleiner als wir es von unseren "richtigen" Kreuzfahrten her kennen. So macht die Nasszelle ihrem Namen alle Ehre. Hier kann man quasi duschen während man auf der Toilette sitzt. Ansonsten ist die Kabine - unter dem Gesichtspunkt dass wir nur eine Nacht an Bord sind - vollkommen ausreichend. Ein Fernseher (allerdings ohne deutsche Programme) ist vorhanden. Etwas gewundert haben wir uns über den fest montierten Flaschenöffner, der ja nicht unbedingt zu Standardausstattung einer Kabine gehören müsste, doch dazu später mehr!

Das Restaurant "Piazza à la Carte"

Als nächstes schauen wir uns auf dem Schiff um. Die MS Romantika verfügt über jeweils ein Fast-Food-, ein Buffet-, ein Gourmet- und ein À-la-Carte-Restaurant. Außerdem über eine Disco, einen Pub, eine Außenbar, eine Tango-Bar, einen Kinderbereich, mehrere Saunen sowie Konferenzräume. Nicht zu vergessen natürlich der "Starlight-Palace", der sich über zwei Decks erstreckt und Kasino, Bar und Theater in einem ist. Darüber hinaus dürfte ich auch noch einige kleinere Attraktionen vergessen haben. Nicht vergessen sollte man allerdings die Shops an Bord, die ebenfalls reichlich Fläche in Anspruch nehmen.

Nach diesen vielen Eindrücken müssen wir erst mal etwas Essen. Da uns das Buffet-Restaurant von außen betrachtet nicht wirklich überzeugen kann (das Essen hier würde 22 Euro pro Person kosten), entscheiden wir uns im "Piazza à la Carte" zu speisen. Wir bestellen uns beiden einen Bacon Burger zum Preis von 15 Euro sowie eine große Cola für 2 Euro. Darin eingeschlossen ist freie Auswahl vom Salatbuffet. Es schmeckt ganz gut, was aber auch an unserem großen Hunger liegen könnte.

Das gefällt den Finnen: Tequila in 3-Liter-Flaschen

Auf dem Rückweg kommen wir am Shop vorbei. Hier herrscht - vorsichtig gesagt - sehr großer Andrang. Wir schauen uns ebenfalls im Shop um. Hauptsächlich gibt es Süßigkeiten sowie Alkohol in allen Varianten und Größen zu kaufen. Die Preise sind aus deutscher Sicht eher als normal zu bezeichnen. Die Lebenshaltungskosten - und vor allem die Kosten für Alkohol - sollen in Finnland aber wohl um einiges höher sein. So kommt es wohl auch, dass sich die meisten Kunden hier mit mindestens einem Jahresvorrat an Alkohol eindecken. Besonders begehrt ist der estnische Wodka "Viru Valge" der sage und schreibe 80% Alkohol hat und in Kartons mit zehn 0,5 Liter Flaschen verkauft wird!

Gegen Abend setzen wir uns noch ein wenig ans Außendeck und genießen - auch wenn es ziemlich kalt ist - die frische Meeresluft.

Als es dann langsam abends wird, wird uns langsam klar, wo wir hier gelandet sind: für die Finnen muss eine Fähre wohl das gleiche sein wie für die Deutschen der "Ballermann 6". Jedenfalls fühlen wir uns so, wie sich ein Finne in einer deutschen Kneipe am Ballermann fühlen dürfte. Spätestens zwei Stunden nach Abfahrt sind hier alle stockbesoffen und torkeln über die Gänge. Wir kommen uns jedenfalls etwas fehl am Platze vor und entscheiden uns auf die Kabine zu gehen. Doch zum Schlafen ist hier wohl - außer uns - niemand an Bord.

Im "Starlight Palace" direkt unter unserer hellhörigen (!) Kabine wird bis spät in die Nacht gefeiert

Das würde ja nicht weiter stören, wenn unsere Kabine nicht direkt über dem "Starlight Palace" wäre, in dem eine finnische Liveband Partymusik macht. Und man hat das Gefühl, die Band spielt direkt in unserer Kabine.

Mir ist jedenfalls unbegreiflich, wie so eine Kabine überhaupt vermietet werden kann. Bis spät in die Nacht machen wir kein Auge zu, wir uns schließlich doch noch mit Nachdruck an der Rezeption beschweren.

Wir bekommen mit der Bemerkung "Yes, we know" zum Schlafen eine andere, bisher leere Kabine zugeteilt. Sie hat die Nummer 8711 und ist weiter vorne auf dem gleichen Deck. Dort ist es leiser.

Durch eines der Stadttore betreten wir das mittelalterliche Tallinn

Freitag, 7.10: Zwei europäische Hauptstädte an einem Tag

Nach wenigen Stunden Schlaf stehen wir auf und laufen zurück in unsere erste Kabine, in der wir unsere Sachen zurückgelassen hatten. Dabei müssen wir über diverse Alkoholleichen klettern, die quer über den Gang liegen.

Um 7:30 Uhr gehen wir ins Restaurant "Buffet Tallink" um zu frühstücken. Das Frühstück kostet 8 Euro. Es schmeckt höchstens mittelmäßig.

Kurz danach gehen wir von Bord und betreten estnischen Boden.

Tallinn ist die Hauptstadt von Estland. Der historische Stadtkern Tallinns hat keinerlei moderne Gebäude und steht auf der prestigeträchtigen UNESCO Liste des Weltkulturerbes. So kommt es, dass früher in dieser alten Hansestadt ein Großteil der russischen Märchenfilme gedreht wurde.

Das Rathaus am Raekoja Plats

Nach einem kurzen Fußweg erreichen wir die ehemalige Stadtmauer Tallinns. Die Gassen haben einen besonderen mittelalterlichen Flair.

Wir laufen zum Rathausplatz (Raekoja Plats) an dem das gotische Rathaus vom Ende des 14. Jahrhunderts zu finden ist. Rundherum beeindrucken bunte Gildehäuser, in denen heute Cafés oder Geschäfte sind. Die meisten Geschäfte öffnen übrigens um 10 Uhr. Im "Café Reval" ("Reval" ist einer der früheren Namen von Tallinn) ruhen wir uns ein wenig aus.

Vom Turm der St. Olafkirche haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Altstadt

Auf dem Rückweg kommen wir an der St. Olafkirche vorbei. Wir entscheiden uns, den Turm der Kirche zu besteigen. Der Eintritt kostet 1,70 Euro. Über abgewetzte mittelalterliche Treppenstufen steigen wir einen engen Gang hinauf, bis wir auf der Plattform der Kirche 60 Meter über dem Boden ankommen. Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht über die Stadt.

Nach drei Stunden in der Stadt laufen wir zurück zum Schiff. Gegen 12:30 Uhr verlässt die MS Romantika wieder den Hafen von Tallinn. Wir gehen auf unsere Kabine und holen etwas Schlaf nach. Zur Einfahrt in Helsinki sind wir aber wieder an Deck. Das war eine gute Entscheidung, denn es ist wirklich schön anzusehen, wie sich das Schiff durch die Schären vor Finnlands Küste schlängelt, um anschließend in Helsinki anzulegen.

Einsame Insel vor Helsinkis Küste

Nicht wirklich traurig darüber, dass wir die "MS Romantika" verlassen müssen, gehen wir sofort von Bord. Mit unseren Koffern laufen wir die ca. 800 Meter zu unserem Hotel "Radisson SAS Seaside". Schon die Eingangshalle ist toll gestaltet und heißt uns freundlichst willkommen. Uns wird beiden eine Schlüsselkarte ausgehändigt, die man auch nicht verlieren sollte, denn man benötigt sie unter anderem um den Fahrstuhl und die Flurtüren zu öffnen. Sicherheit wird hier also groß geschrieben.

Perfekte Ausstattung in unserem Hotel Radisson SAS Seaside

Das Zimmer, das wir bekommen haben, ist genial. Nicht nur die warmen, freundlichen Farben begeistern uns, sondern auch die Ausstattung: Bügeltisch und Bügeleisen, Fernseher mit deutschem Programm, Minibar, Fön, Duschzubehör samt Duschhaube und vieles mehr. Sehr sauber ist es ebenfalls.

Wir machen uns kurz frisch und laufen dann los, um die zweite europäische Hauptstadt an diesem Tag zu entdecken.

Auf dem Markt wird der Fisch direkt von den Booten verkauft

Vom Hotel aus laufen wir die Straße "Bulevardi" in Richtung Innenstadt. Sie geht über in die Einkaufsstraße "Esplanada", welche wiederum auf dem Marktplatz endet. Da wir Hunger haben, kaufen wir uns hier etwas zu essen. Direkt aus den Fischerbooten (der Marktplatz liegt direkt am Meer) werden Fisch und vielerlei andere Speisen angeboten.

Schnäppchenkäufe darf man in Helsinki nicht unbedingt erwarten, dafür ist Qualität und Angebot allerdings groß

Gut gestärkt laufen wir in die Richtung der Haupteinkaufsstraße Helsinkis, die "Aleksanterinkatu". Nicht unbeachtet lassen wir dabei das luxuriöse Einkaufszentrum "Kämp Galleria" und die wohl größte und sauberste H&M-Filiale, die ich bis dahin gesehen habe. Hier tragen die Verkäuferinnen beim Falten der Kleidung weiße Stoffhandschuhe. Unser Besuch im Kaufhaus Stockmann hat sich ebenfalls gelohnt. "Stockmann" ist eine Art KaDeWe von Helsinki, also ein extrem großes Kaufhaus, in dem es wohl nichts nicht gibt. Die Preise sind hier allerdings nicht immer günstig.

Als die meisten Geschäfte gegen 20 Uhr schließen, laufen wir gemütlich zurück zu unserem Hotel.

Die Straßenbahn 3T/3B bietet sich für eine Sightseeingtour an

Samstag, 8.10.: Sightseeing in Helsinki

Gegen 8 Uhr begeben wir uns zum Frühstück. Der Frühstücksraum ist - wie alles im Radisson SAS Seaside - sehr sehr schön eingerichtet. Das Innendesign wirkt edel, modern und angenehm. Selbst eine nett gestaltete Spielecke für Kinder ist vorhanden.

Beim Essen fehlt es an absolut gar nichts. Auch qualitativ bleiben keine Wünsche offen.

Heute möchten wir eine Sightseeing-Tour durch die Stadt machen. Dafür verlassen wir unser Hotel und fahren mit der Straßenbahnlinie 6 direkt vor dem Hotel zur nächsten Haltestation der Linie 3T/3B. In der Straßenbahn kaufen wir uns ein 24-Stunden-Ticket für die gesamte Region um Helsinki. Mit diesem Ticket können 2 Erwachsene fahren und das sogar bis zum Flughafen. Ein 24-Stunden-Ticket nur für die Stadt kostet übrigens 8 Euro.

Die Temppeliaukion Kirkko wurde in einen Felsen gesprengt

Die Straßenbahnlinie 3T (bzw. 3B, die in die Gegenrichtung fährt) ist zum Sightseeing bestens geeignet, denn sie passiert so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten der Stadt.

In der Straßenbahn liegt sogar extra für Touristen ein Faltblatt in diversen Sprachen aus, das weitere Informationen bereit hält. An interessanten Haltepunkten kann man aussteigen und später in eine der nächsten Bahnen wieder einsteigen (ca. alle 7 Minuten fährt eine 3T/3B ab). Die reine Fahrtzeit der Linie beträgt eine Stunden.

Der Dom direkt am Senatsplatz

Wir steigen an der Felsenkirche (Temppeliaukion Kirkko) aus, die direkt in einen Felsen gesprengt wurde und eine faszinierende Akustik hat. Anschließend steigen wir noch am Senatsplatz aus. Er ist das Herz der Stadt. Über dem Senatsplatz thront der Dom von Helsinki. Er strahlt in leuchtendem Weiß und gilt als Wahrzeichen der Stadt.

Zurück an unserer Anfangsstation verlassen wir die 3B und laufen zurück zum Hotel. Dabei kommen wir an einem Flohmarkt vorbei, den wir uns ebenfalls nicht entgehen lassen.

Zurück im Hotel checken wir aus und fahren mit der Straßenbahn 6 zum Hauptbahnhof. Von dort fährt von der Haltebucht 10 der Bus 615 zurück zum Flughafen. Der Rückflug verläuft ohne Probleme. Nachdem wir so problemlos an die 1400 Kilometer zurückgelegt haben, schafft es die Deutsche Bahn aber die letzten 50 Kilometer zur Tortur werden zu lassen. Wegen einem Fehler der Bahn landen wir im falschen Zug und kommen somit nur verspätet zu Hause in Sythen an.

Das Denkmal von Zar Alexander II. im Herzen von Helsinki

Fazit:

Wer nicht unbedingt mit einem finnischen Kegelclub auf Reise geht, dem würde ich nicht empfehlen eine Nacht auf der MS Romantika zu verbringen. Das "Erlebnis Schiff" beschränkt sich hier auf den übermäßigen Verzehr von - aus finnischer Sicht - günstigem Alkohol.

Lieber hätte ich beide Nächte in dem traumhaften 4-Sterne-Hotel Radisson SAS Seaside verbracht. Das SAS Seaside war wohl eines der schönsten Hotels, das ich auf meinen bisherigen Reisen genutzt habe.

Die Altstadt von Tallinn versetzt den Besucher zurück ins Mittelalter

Tallinn war auf jeden Fall eine Reise wert. Für die wunderschöne Altstadt reichen allerdings wenige Stunden, auch wenn unsere drei Stunden Aufenthalt sicherlich das Minimum waren.

Auch Helsinki hat mir sehr gut gefallen. Die Stadt ist sauber, sicher und wohlhabend. Schade das Helsinki eher zu den seltener besuchten Hauptstädte Europas gehört, ein Kurztrip lohnt sich auf jeden Fall.

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