Tagestrip nach Luxemburg

Datum:
4. Oktober 2008
Dauer:
1 Tag
Karte:
Reisekarte
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Reisebericht

Blick von der Corniche, dem schönsten "Balkon" Europas

Bereits in der Vergangenheit hat die Bahn schon einige ungewöhnliche Vertriebswege für Fahrkarten ausprobiert. Anfang August 2008 versteigert die Bahn nun tausende Tickets über das Internet-Auktionshaus eBay.

Dabei werden nicht nur Fahrten innerhalb Deutschlands angeboten, sondern auch in europäische Hauptstädte. Der Startpreis der Auktionen ist 1 Euro. Die Fahrkarten nach Paris, Prag oder Kopenhagen können meist für rund 90 Euro ersteigert werden. Nur eine europäische Hauptstadt ist weniger gefragt, so dass die Tickets dorthin wesentlich günstiger sind: Luxemburg.

Die drei schlanken Türme der Liebfrauenkathedrale sind das Wahrzeichen Luxemburgs

Diese Gelegenheit passt sehr gut, denn das kleine Land im Herzen Europas, das das weltweit höchste Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner aufweisen kann, wollte ich schon immer einmal besuchen. Mein Reiseziel wird die Hauptstadt des Großherzogtums sein. Sie kann mit einigen wichtigen Sehenswürdigkeiten aufwarten, wie den Überresten einer der ehemals größten Festungsanlagen Europas, dem großherzoglichen Palais und vor allem einer Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Nachdem ich eine Fahrkarte zum Preis rund 40 Euro ersteigert habe, freue ich mich schon auf einen Tag in der europäischen Kulturhauptstadt 2007. Außerdem nutze ich die Chance und werde von Luxemburg aus nicht wieder zurück nach hause fahren, stattdessen werde ich mit meinem eBay-Bahnticket weiter nach Böblingen fahren, um meinen Bruder zu besuchen, der dort wohnt.

Die Gëlle Fraa

Samstag, 4.10.: Stippvisite in Luxemburg

Die Zugfahrt nach Luxemburg ist für sich schon fast die Reise wert. Die Strecke führt direkt entlang der Mosel mit spektakulären Aussichten auf die Weinbaugebiete und malerische Städte. Bei herrlichem Sonnenschein genieße ich die Fahrt bis in das Nachbarland Luxemburg.

In der Hauptstadt angekommen gebe ich als erstes mein Gepäck ab. Die Abgabe eines Koffers kostet 3 Euro und ist außerhalb des Bahngebäudes in einem Seitenflügel möglich (den Schildern folgen).

Vom Hauptbahnhof mit seinem markanten Glockenturm laufe ich ins Zentrum der Stadt. Als erstes erreiche ich die Cathédrale Notre-Dame (Liebfrauenkathedrale). Sie vereint die Baustile der Spätgotik, Renaissance und des Barock in einem Bauwerk. Von innen wirkt sie vor allem durch ihren lichtdurchfluteten Innenraum.

Blick entlang der Alzette

Einige Meter weiter Richtung Innenstadt befindet sich die inoffizielle Freiheitsstatue der Luxemburger: die Gëlle Fraa - ein Obelisk, der von einer vergoldeten Frauenfigur gekrönt wird.

Von hier aus laufe ich zum Place du St-Esprit. In seiner Nähe befindet sich ein Parkhaus, in dem sich ein Fahrstuhl befindet, der in die Unterstadt führt. Dazu muss man wissen, dass Luxemburg eine Stadt auf mehreren Ebenen ist. Das Zentrum befindet sich in der Oberstadt. Die schönsten Stadtteile befinden sich einige Meter darunter in der Unterstadt. Über den Fahrstuhl erreiche ich den Stadtteil Grund. Dieser Stadtteil hat seinen absolut dörflichen Charakter aufrecht erhalten.

Ich laufe über eine kleine Brücke, die den Fluss Alzette überspannt. Im Stadtteil Grund mache ich einen gemütlichen Rundgang. Dieser führt über kleine Gassen vorbei an einer alten Abtei bis über eine weitere Fußgängerbrücke mit dem Spitznamen "Stierchen". Von ihr hat man eine herrliche Aussicht auf die Oberstadt. Im angrenzenden kleinen Park mache ich ein kurzes Picknick.

Ein ausgeklügeltes Tunnelsystem durchzieht den Bockfelsen

Anschließend fahre ich mit dem Fahrstuhl wieder hoch in die Oberstadt. Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Luxemburgs ist die Corniche, die als schönster "Balkon" Europas gilt. Von hier aus hat man eine faszinierende Aussicht auf die umliegenden Felsen und die alte Festung, aus der die Stadt hervor ging.

Die Corniche führt zum Eingang der Casemates Du Bock (Bockkasematten). Der Eintritt in diese Unterwelt Luxemburgs kostet 2 Euro. Bis zu 40 Meter tief wurde ein Labyrinth aus Räumen, Treppen und unzähligen Gängen in den Felsen gestemmt. Errichtet wurde dieses Labyrinth für Handwerker, Pferde und Soldaten als Unterschlupf zu Kriegszeiten.

Heute hat man durch die Schießscharten der Bockkasematten eine wunderbare Aussicht auf den Rest der Stadt und erhält außerdem einen Eindruck vom Leben in einer der ehemals sichersten Festungen Europas.

Der Großherzogliche Palais

Nach einem ausführlichen Rundgang (unbedingt an der Kasse einen Plan mitnehmen, damit man sich nicht verläuft) begebe ich mich in die Altstadt. Vorbei am Palais Gran-Ducal (Großherzoglicher Palast) schlendere ich zum Place d'Armes, dem Paradeplatz. Er gilt als Treffpunkt für Flaneure und als gute Stube der Stadt. In einer der Imbissstuben esse ich etwas und genieße das rege Treiben.

Nun möchte ich mir noch das moderne Luxemburg anschauen, das im vollem Kontrast zu den dorfähnlichen Stadtteilen steht. So laufe ich über eine der Talbrücken zum Kirchberg-Plateau. Hier entstanden in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die ersten Gebäude der Europäischen Union. Es folgten moderne Einkaufszentren, Sportstätten und Bankengebäude. Auch aktuell ist das Plateau noch eine große Baustelle. Erst vor kurzem entstand eines der neuen Highlights der Stadt: das Museum für Moderne Kunst.

Nach diesem Rundgang durch Luxemburg fahre ich mit dem Bus für 1,50 Euro zurück zum Hauptbahnhof bevor ich meine heutige Reise weiter nach Baden-Württemberg fortsetze.

Das Motto der Luxemburger: "Mir wölle bleiwe wat mir sin"

Fazit:

Die Stadt Luxemburg hat vor allem durch eine gewisse Spannung zwischen den Altstadtvierteln mit dörflichem Charakter und den modernen europäischen Hochhausvierteln auf der anderen Seite mein Interesse geweckt. Darüber hinaus präsentiert sich Luxemburg mit spektakulären Aussichten und dem immer noch zu spürenden Charakter einer Festungsstadt.

Für einen Tagesausflug wie diesen hat die Stadt somit einiges zu bieten. Einen längeren Zeitraum würde ich in Luxemburg allerdings nicht verbringen wollen, den trotz alledem gibt es in Europa zahlreiche andere Städte, die noch viel mehr interessantes zu bieten haben.

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