Israel-Reise nach Jerusalem und Tel Aviv

Datum:
4. bis 9. November 2008
Dauer:
5 Tage
Unterkünfte:
HaShimi Hotel , Jerusalem (3 Nächte)
Cinema Hotel , Tel Aviv (2 Nächte)
Karte:
Reisekarte
Bereiste Städte:
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Reisebericht

Schon lange ist es mein großer Wunsch nach Israel zu reisen. Die Gelegenheit dazu bekomme ich bei einer Preisaktion von TUIfly. Dabei zahle gerade einmal unglaubliche 40 Euro um nach Tel Aviv und zurück zu gelangen.

Der Felsendom in Jerusalem

In Israel werde ich als erstes die Stadt besuchen, die die Christen "Terra Sancta", die Juden "ir HaKodesh" und die Muslime "el-Kuds" nennen. Für alle ist es die "Die Heilige Stadt": Jerusalem. Jerusalem gehört zu den ältesten Städten der Welt und beherbergt zentrale Heiligtümer dreier Weltreligionen. Trotzdem ist sie keine Stadt des Friedens und wird seit der Eroberung durch König David vor 3.000 Jahren hart umkämpft - und das bis zum heutigen Tag.

Als Unterkunft habe ich mir ein besonderes Hotel ausgesucht: das HaShimi Hotel. Es befindet sich innerhalb der ehrwürdigen Altstadtmauern. Dort verbringe ich drei Nächte in einem 400 Jahre alten, renovierten Gebäude neben der Grabeskirche, dem wichtigsten Heiligtum der Christen.

Die Flagge Israels mit blauem Davidstern

Des Weiteren plane ich zwei organisierte Ausflüge. Der eine führt mich in die Geburtsstadt Christi, Betlehem, die heute im Palästinensischen Autonomiegebiet liegt. Der zweite Ausflug führt durch Galiläa, wo Jesus lebte und wirkte. Dort möchte ich Orte wie Nazareth, Kapernaum und den See Genezareth einmal im Leben mit eigenen Augen sehen.

Am vierten Tag meiner Reise werde ich in das völlig konträre Tel Aviv umziehen, das als Israels junge Stadt gilt - modern, geschäftig, trendy und kosmopolitisch. Tel Aviv wurde erst 1909 gegründet und von in Europa ausgebildeten Architekten im Bauhaus-Stil errichtet. Als hervorragendes Beispiel für modernen Städtebau wurde Tel Aviv zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Dazu passend habe ich ein Zimmer im Cinema Hotel gebucht, ein umgebautes Kino in dem für die Stadt so typischen Bauhaus-Stil.

Dienstag, 5.11.: Die Anreise

Bereits die Sicherheitskontrollen vor dem Abflug in Köln sind etwas umfangreicher als sonst. So wird genaustens auf das Gewicht des Handgepäcks geachtet. Außerdem wird es zusätzlich zum üblichen Durchleuchten bei einer zweiten Sicherheitskontrolle noch einmal per Hand durchsucht.

Nach einem, wie bei TUIfly erwartet, wieder einmal sehr angenehmen Flug mit üppiger Verpflegung und Bordunterhaltung lande ich um 17:30 Uhr auf dem Flughafen von Tel Aviv.

Freudig verlasse ich das Flugzeug und will in den Bus zum Terminal steigen, als ich - noch auf dem Rollfeld - von einer jungen Dame angesprochen werde. Sie weist sich als Sicherheitsbeamtin aus und stellt mir einige Fragen über die weitere Planung meines Aufenthalts. Gut, dass ich z.B. die Unterlagen meiner Hotelbuchung samt Telefonnummer des Hotels griffbereit habe, denn die Befragung auf dem Rollfeld ist nicht wirklich eine angenehme Willkommensgeste. Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen mag sie aber notwendig sein.

Zu meinen vielen arabischen Stempeln werde ich - nicht nur bei der Einreise - ausführlich befragt

Im Terminal steht als nächstes die Einreise an. Die dortige Beamtin (als Sicherheitsangestellte arbeiten fast ausschließlich Frauen) begutachtet vor allem die zahlreichen arabischen Stempel in meinem Pass. Im Vorfeld hatte ich mich zur Sicherheit bei der israelischen Botschaft informiert. Wie mir von dort gesagt wurde, stellen die Stempel aber kein Problem dar. Lediglich mit ausführlichen Fragen zu den Reisen in diese Länder muss ich rechnen.

Umgekehrt stellt ein israelischer Einreisestempel im Pass allerdings bei der Einreise in einige arabische Länder ein großes Problem dar, denn die Einreise damit wird in der Regel verweigert. Darum kann man sich den israelischen Einreisestempel auf ein Extra-Blatt Papier geben lassen, dass man später aus dem Pass entfernt. Das wusste ich auch und als ich sehe, dass die Beamtin ein kleines Stück Papier nimmt, denke ich, dass sie keinen Stempel in meinen Pass macht. Ich hätte sie aber wohl besser direkt noch einmal darum bitte sollen, meinen Pass nicht zu stempeln, denn Sie macht den ersten Stempel zwar auf das Papier, doch sie macht auch einen weiteren in meinen Pass. Für solche Fälle besteht übrigens die Möglichkeit, in Deutschland einen Zweitpass zu beantragen.

Nachdem ich meinen Koffer in Empfang genommen habe, begebe ich mich aus dem Flughafen und halte mich rechts. Hier befindet sich der Abfahrtspunkt der Minibusse, mit denen ich für einen Preis von 50 Neuen israelischen Schekel (NIS) weiter nach Jerusalem fahre. 50 NIS entsprechen 10 Euro.

Vor den Toren Jerusalems

Der Minibus befördert jeden Passagier individuell zu seinem Ziel. Ich lasse mich direkt bis vor die Tore der Altstadt bringen, denn mein Hotel ist eines der wenigen Hotels innerhalb der Altstadtmauern. Vor mir erhebt sich das Damaskustor, das schönste Tor in der Stadtmauer. Mit meinem Koffer durchschreite ich es und stehe nun in Jerusalems Altstadt, die seit 2.000 Jahren Ziel vieler Pilgerreisen ist.

Und irgendwie ist die Altstadt genauso, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sie erstrahlt in gelbweißem Sandstein, der in der Umgebung abgebaut wurde. An einer Stelle, ist ein Hinweisschild in den Boden eingelassen, dass erläutert, dass sich an dieser Stelle noch die selben Pflastersteine wie vor 2.000 Jahren befinden. Auf ihnen liefen also bereits Römer, Kreuzritter und all die anderen Bewohner und Machthaber Jerusalems. Die Gassen sind eng und bilden ein wahres Labyrinth. Die Altstadt teilt sich in vier Stadtviertel: das arabische, das christliche, das armenische und das jüdische Viertel.

Mein Hotel HaShimi befindet sich im arabischen Viertel. Es ist nicht weit vom Damskus-Tor entfernt und ich finde es schnell. An der Rezeption hängt ein Schild mit den Regeln des Hotels. Zum einen ist der Konsum von Alkohol strengstens verboten, zum anderen müssen unverheiratete Paare in getrennten Zimmern schlafen.

In Jerusalems Altstadt

Das Hotel ist kein besonders gutes, erfüllt aber seinen Zweck als Unterkunft für drei Nächte. Ich begebe mich noch einmal aus dem Hotel, um etwas zu Essen. Das erweist sich allerdings als nicht so einfach, denn wider Erwarten ist die Altstadt am Abend wie leer gefegt. Alle Geschäfte und Restaurants sind verriegelt und verrammelt. Fast niemand befindet sich mehr in den tagsüber so belebten Gassen.

Im christlichen Viertel finde ich aber doch noch ein geöffnetes Restaurant. Eventuell hat es auch nur geöffnet, da hier gerade die Geburtstagsfeier eines kleinen Mädchens im Kreis der Verwandten stattfindet. Ich bekomme jedenfalls etwas zu essen: einen Teller Kebab mit Hummus (Kichererbsencreme) und ein Glas frisch gepressten O-Saft. Und als Nachtisch reicht mir das Geburtstagskind sogar noch ein Stück Kuchen . Das nenne ich Gastfreundschaft!

Anschließend begebe ich mich zurück ins Hotel und lege mich schlafen, denn morgen habe ich einen erlebnisreichen Tag vor mir.

Mittwoch, 6.11.: Jerusalem

Zum Frühstück gibt's ein recht einfaches Buffet mit Fladenbrot, Eiern, Hummus und Käse. Das absolute Highlight des HaShimi-Hotels ist jedoch die frisch renovierte Dachterrasse. Ich setze mich an einen der Tische und genieße die Aussicht. Eine bessere Aussicht dürfte kein Hotel oder Restaurant in Jerusalem bieten! Ich kann quer über die verschiedenen Stadtviertel bis zum Tempelberg schauen.

Die Altstadt von Jerusalem besteht aus je einem arabischen ...

Nach dem Frühstück beginne ich meinen Rundgang durch Jerusalem. Vor den Türen des Hotels befinde ich mich direkt im lebhaften arabischen Viertel. Hier ist ein typisch arabischer Souk mit zahlreichen Geschäften, in denen so ziemlich alles verkauft wird. Seien es Lebensmittel, Kleidung, Haushaltsgeräte oder Souvenirs für Touristen.

Da ich solche Souks von meinen vielen vergangenen Reisen in arabische Länder gut genug kenne, laufe ich weiter bis ins jüdische Viertel. Es ist völlig anders als das arabische. Nachdem es unter jordanischer Herrschaft lange leer stand, wurden nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 die zerstörten Gebäude abgerissen und neu aufgebaut. Das jüdische Viertel ist das mit Abstand sauberste und aufgrund seiner Renovierung schönste Viertel der Jerusalemer Altstadt. Es finden sich zahlreiche Synagogen und religiöse Lehranstalten.

... jüdischen, christlichen sowie armenischen Viertel

Ich laufe etwas umher und komme schließlich am Fuß des Tempelbergs an. Hier befindet sich die Klagemauer. Nach einer Durchsuchung durch die Sicherheitskräfte darf ich den heiligen Bereich betreten. Die Klagemauer ist der einzige Überrest der Befestigungsanlage des Zweiten Tempels. Die Juden glauben, dass die Gegenwart Gottes im Zweiten Tempel bei seiner Zerstörung durch die Römer in diese Mauer übergegangen ist. Deshalb wird hier - getrennt nach Geschlechtern - gebetet. Fromme Wünsche werden auf Papier geschrieben und in die Ritzen der Mauer gesteckt.

Nachdem ich mir eine Kippa (jüdische Kopfbedeckung) ausgeliehen habe, betrete ich den heiligen Bereich. Noch bevor ich das ablehnen kann, werde ich von einem Rabbi gesegnet und soll dafür natürlich Geld bezahlen. Eines von vielen weiteren Erlebnissen, die mir zeigen, wie die vielen heiligen Stätten in diesem Land gerne und etwas unheilig dazu genutzt werden, den Besuchern Geld aus der Tasche zu ziehen.

Die Klagemauer am westlichen Fuß des Tempelbergs

Ich beobachte die gläubigen Juden beim Gebet und besichtige auch den links neben der Klagemauer befindlichen Raum, der als Synagoge genutzt wird.

Neben dem Eingang zur Klagemauer befindet sich der Zugang zum Tempelberg. Hier ist die Sicherheitskontrolle noch etwas strenger. Über einen kurzen Aufgang erreiche ich den bekannten Berg, der Juden, Christen und Muslime gleichermaßen heilig ist. Für die Juden ist es der Ort, an dem Abraham seinen Sohn Isaak opfern wollte und an dem Salomon den Tempel mit dem Tabernakel, dem wichtigsten jüdischen Heiligtum, errichtete. Die Christen glauben, dass hier der Ort ist, an dem Jesus verurteilt wurde und auf seine Hinrichtung wartete. Nach islamischen Glauben schließlich hat Mohammed vom höchsten Punkt dieses Felsens seine legendäre Himmelfahrt angetreten. Somit mag es wohl keinen anderen Ort auf dieser Erde geben, an dem sich so viel religiöser Glaube konzentriert. Und was ist die Folge aus so viel Religion? Hass und Streit zwischen den Gläubigen. Somit ist der Tempelberg gleichzeitig auch einer der wohl am härtesten umkämpften Flecken unserer Erde.

Erst 1963 wurde das Dach des Felsendoms vergoldet

Heute untersteht der Tempelberg der islamischen Geistlichkeit. Das bekannteste Bauwerk, das heute auf dem Tempelberg steht, ist der Felsendom. Er ist der älteste islamische Sakralbau und ein Meisterwerk islamischer Baukunst. Nach meinen zahlreichen Reisen muss ich sagen, dass der Felsendom sicherlich zu den schönsten Bauwerken zählt, die ich bisher gesehen habe. Sein Innere beherbergt zahlreiche islamische Heiligtümer wie eine Höhle, in der sich zweimal wöchentlich die Seelen der Verstorbenen treffen, um zu beten. Außerdem findet sich ein Reliquiar im Dom, das drei Haare vom Barte des Propheten enthält, bei denen die Muslime schwören.

Leider dürfen aber nur Muslime den Dom betreten und ich muss somit draußen bleiben. Neben dem Felsendom befindet sich der kleinere Kettendom, den die Juden als Gerichtsplatz Davids und Salomons verehren.

Al-Mawazin, hier wird einst das Jüngste Gericht stattfinden

Umgeben ist der Felsendom von byzantinischen Säulen in Form einer Arkade, die Al-Mawazin.

Nach islamischem Glauben werden am Tag des Jüngsten Gerichts an ihnen die Waagschalen aufgehängt, in denen die Taten und Sünden der einzelnen Menschen abgewogen werden.

Ein weiteres sehr wichtiges Gebäude auf dem Tempelberg ist die el-Aqsa-Moschee. Ihr Name bedeutet "die entferntest", denn sie markiert den von Mekka aus am weitesten entfernen Punkt, den Mohammed auf seiner Reise erreichte, bevor er gen Himmel aufstieg.

Als nächstes laufe ich zum Goldenen Tor. Es befindet sich in der östlichen Begrenzungsmauer des Tempelberges. Die jüdische Prophezeiung besagt, dass der Messias, gefolgt von allen Heiligen, irgendwann durch dieses Tor die Stadt betreten wird. Das war Grund genug für die Moslems, das Tor zu zu mauern und einen Friedhof davor anzulegen, damit der jüdische Messias abgeschreckt wird.

Straßenschild der Via Dolorosa

Ich verlasse den Tempelberg und begebe mich durch das armenische Viertel zum Löwentor. Es trägt auch den Namen Stephanstor, denn direkt vor ihm wurde der heilige Stephanus gesteinigt.

Am Löwentor beginnt die Via Dolorosa, der Weg, den Jesus mit dem Kreuz auf seinen Schultern bis zum Golgathafelsen laufen musste. Dort wurde er dann gekreuzigt. Die Via Dolorosa ist somit der ursprüngliche Kreuzweg, der an vielen Orten in der Welt nachgebaut wurde.

Die 14 Stationen der Via Dolorosa sind jeweils mit einem Schild markiert. Die Straße ist nicht unbedingt so besinnlich, wie man sich das vorstellt. Vielmehr findet auf ihr das geschäftige Alltagsleben statt und man trifft überall auf Pilger- und Touristengruppen. Die interessantesten Stationen des Weges schaue ich mir etwas genauer an.

Station 5 der 14 Stationen des Kreuzweges

Zuvor betrete ich aber die St.-Anna-Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die angeblich an der Stelle des Geburtshauses der heiligen Maria steht. Im Garten besichtige ich außerdem den Teich Bethesda, an dessen Ufer Jesus einen gelähmten Mann heilte.

Auch eine archäologische Ausgrabung befindet sich hier, die ich besuche. Zu sehen ist eine römische Zisterne aus dem Jahre 37 vor Christus. Noch spannender ist aber die Pflasterung des Marktplatzes aus dieser Zeit, die hier unter der Erde gefunden wurde. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um den Platz "Gabbata", der in der Bibel namentlich erwähnt wird und auf dem Jesus zum Tode verurteilt wird. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass Jesus Christus bereits über exakt diese Pflastersteine gelaufen ist.

Nun widme ich mich aber der Via Dolorosa und schreite sie weiter entlang. Dabei passiere ich die Stationen des Leidenswegs Jesu vor seiner Kreuzigung. Die Stationen markieren Orte wie die Stelle, an der Jesus das erste Mal stürzte, Veronika ihm das Schweißtuch reichte, er seine Mutter trifft, er zu weinenden Frauen spricht oder wo ihm die Kleider geraubt wurden. Einige Stationen liegen kaum beachtet am Wegesrand, an anderen wurde eine kleine oder größere Kapelle errichtet. Die meisten Stationen schaue ich mir an.

Die Grabeskirche in Jerusalem, heiligste Stätte des Christentums

Die Via Dolorosa führt schließlich zur heiligsten Stätte der Christen: der Grabeskirche. Hier sollen sich Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu ereignet haben. Die Stationen zehn bis vierzehn des Kreuzweges befinden sich innerhalb der Grabeskirche.

Die Grabeskirche ist keine Kirche wie wir sie im herkömmlichen Sinne kennen. Vielmehr besteht sie aus mehreren Stockwerken und beherbergt über 30 Kapellen.

Im Eingangsbereich laufe ich direkt auf den Salbstein zu, auf dem der Leichnam Jesu gesalbt wurde. Hier beten zahlreiche Menschen und küssen den Stein. Rechts davon befindet sich eine Treppe, die auf den Golgathafelsen führt. Diesen stellt man sich im Religionsunterricht ganz anders vor, als man ihn heute vorfindet. Vom Felsen selbst, sieht man nicht mehr viel. Hauptsächlich steht hier ein reichhaltig geschmückter Altar, unter dem eine Metallscheibe die Stelle markiert, an der das Kreuz Jesu gestanden haben soll.

Hier soll das Kreuz Jesu einst gestanden haben

Rechts und links des Altars geben Glasscheiben den Blick auf den Golgathafelsen frei. Ich kann den Riss sehen, der beim Tod Jesu entstanden sein soll. Nachdem ich mich in eine Reihe Wartender eingereiht habe, knie auch ich mich vor die Stelle, die wohl die heiligste des Christentums markiert. Ich greife durch die farbige Scheibe und berühre den Felsen.

Eine Marienstatue neben der Kapelle markiert wiederum den Ort, an der die heilige Mutter den Leichnam Jesu in die Arme nahm.

Das Grab Christi

Der wichtigste Ort in der Grabeskirche ist natürlich die Grabkammer. Vor ihr befindet sich eine sehr lange Schlange, in die ich mich abermals einreihe. Nach langer Wartezeit kann ich die Engelskapelle betreten, die sich vor der Grabkammer befindet. Hier sehe ich den Stein, auf dem der Engel gesessen haben soll, als er die Auferstehung Jesu verkündete. In der Grabkammer, die man mit maximal drei weiteren Besuchern betreten kann, befindet sich dann der Ort, an dem der Leichnam gelegen haben soll.

Nach diesen ganz sicher unvergesslichen Erlebnissen verlasse ich die Grabeskirche und mache erstmal eine kleine Pause.

Wenige Meter vor der Grabeskirche befindet sich der Muristan, ein Gelände, das Karl der Große einst vom Kalifen Harun al Raschid geschenkt bekam. Heute gehört der Muristan der Jerusalem-Stiftung in Hannover. Ich schaue mir die deutsch-evangelische Erlöserkirche an. Nachdem ich 5 Schekel Eintritt bezahlt habe, darf ich den Turm der Kirche hinauf laufen. Von hier aus habe ich den wohl besten Blick auf die gesamte Altstadt und auf die nahe Grabeskirche.

Felsen vor dem Gartengrab mit der Kontur eines Schädels

Nun verlasse ich die Altstadtmauern durch das Damaskustor und begebe mich zum vor den Mauern gelegenen Gartengrab. Einige Christen glauben, dass sich das Grab Jesu nicht in der Grabeskirche befindet, sondern an dieser Stelle. Die Begründung zu dieser Theorie ist, dass es hier einen Felsen gibt, der eindeutig die Form eines Schädels aufweist. Und da "Golgatha" das hebräische Wort für "Schädel" ist, vermutete der britische General Charles Gordon hier den eigentlichen Golgathafelsen. Als man dann noch ein Grab im Felsen, entdeckte, war er sich absolut sicher. Inzwischen ist allerdings klar, dass das gefundene Grab aus dem 5. Jahrhundert nach Christus stammt. Trotzdem schaue ich mich etwa um. Der Eintritt ist frei. Ich betrete das Grab, das allerdings den eigentlichen Vorstellungen an das Grab Jesu näher kommt als das wohl wahrscheinlichere Grab in der Grabeskirche.

Als nächstes laufe ich entlang der Altstadtmauern bis zum Ölberg. Auf ihm befindet sich ein riesiger jüdischer Friedhof, auf dem ich umher laufe. Die Legende berichtet, dass bei der Ankunft des Messias die verstorbenen Juden aus aller Welt unter der Erde zum Tempelberg kriechen werden. Wer sich diese weite Reise sparen will, lässt sich also auf dem Ölberg direkt gegenüber vom Tempelberg begraben.

Blick auf den Ölberg

Darüber hinaus fuhr Christus vom Ölberg aus in den Himmel empor. Auf dem Ölberg befinden sich deswegen auch zahlreiche Kirchen. Die Kirche der Nationen schaue ich mir dabei etwas genauer an.

Am Fuß des Ölbergs befindet sich der Garten Gethsemane. Hier schaue ich mir das Grab der Maria an, das im Besitz der griechisch-orthodoxen Kirche ist. Die Felsbank, auf der der Leichnam Mariens gelegen haben soll, ist durch eine Glasscheibe geschützt.

Nicht weit vom Eingang zum Mariengrab befindet sich die Grotte Gethsemane, in der Jesus festgenommen wurde. Die Grotte wurde mehrmals renoviert und besitzt wohl nicht mehr viel von ihrer ursprünglichen Erscheinung.

Jüdisches Grab

Da sich dieser erlebnisreiche Tage langsam zu Ende neigt, versuche ich vom Ölberg zurück in die Altstadt zu laufen. So richtig finde ich den Weg allerdings nicht. Irgendwann befinde ich mich inmitten eines palästinensischen Wohngebiets. Hierhin dürfte sich wohl so gut wie nie ein Tourist verirren. Ich frage mich durch und schaffe es nach einem längeren Fußmarsch (Busse und Autos können in den engen und sehr schlecht ausgebauten Gassen nicht fahren) wieder in die Nähe der Altstadt.

Ich befinde mich nun im Archäologischen Ofel-Park, einem Ausgrabungsgelände, auf dem zahlreiche Relikte aus der Zeit des Zweiten Tempels freigelegt wurden. Ein freundlicher, junger Jude spricht mich an. Da er ebenfalls zurück in die Altstadt muss, führt er mich über das Gelände, erklärt mir sogar noch einiges und bringt mich bis ins jüdische Viertel.

Im jüdischen Viertel stärke ich mich erstmal etwas mit einer koscher zubereiteten Pizza und einem Glas Granatapfelsaft, das man hier an jeder Ecke angeboten bekommt.

Es wird Nacht in Jerusalem

Nachdem ich mich zurück in meinem Hotel etwas ausgeruht habe, ist es inzwischen Abend geworden. Ich laufe durch das Neue Tor, das erst 1889 in die Mauer geschlagen wurde, in die Jerusalemer Neustadt. Hier treffe ich auf ein ganz anderes Jerusalem, als ich es den Tag über erlebt habe.

Denn Jerusalem ist auch eine ganz normale weltliche Stadt. Die Haupteinkaufsstraße ist die Ben-Yehuda-Street. Hier schlendere ich etwas umher und kaufe mir einige Andenken an meine Israel-Reise, zum Beispiel Heilschlamm aus dem Toten Meer.

Nach so viel Kultur am heutigen Tag, esse ich nun bei McDonalds zu Abend. Nur um es mal am Rande zu erwähnen: die Sicherheitsvorkehrungen in Israel sind ausgesprochen hoch. Selbst beim Betreten dieser McDonalds-Filiale werden meine Taschen von Sicherheitskräften durchsucht.

Nachdem ich noch kurz in einem Internetcafé war, begebe ich mich zurück zum Hotel.

Donnerstag, 7.11.: Betlehem und Jerusalems Neustadt

Nachdem ich abermals bei herrlichem Sonnenschein auf der Dachterrasse meines Hotels gefrühstückt habe, verlasse ich die Altstadt durch das Damaskustor. Als erstes möchte ich heute nämlich ein paar Postkarten absenden. Das erweist sich allerdings als nicht so einfach, denn bei der israelischen Post gibt es einmal mehr höchste Sicherheitsvorkehrungen: ich werde durchsucht, muss mir eine Nummer ziehen, kann mir dann nach einiger Wartezeit Briefmarken am Schalter kaufen und zu guter Letzt muss ich die Briefe in den gepanzerten Briefkasten außerhalb des Postgebäudes bringen.

Für heute hatte ich im Vorfeld bei dem Anbieter Come2Israel online einen Ausflug nach Betlehem gebucht. Dieser kostete 55 $. Betlehem gilt als der Geburtsort von Jesus Christus und liegt im Palästinensischen Autonomiegebiet.

Grenzübergang zum Palästinensischen Autonomiegebiet

Ich laufe zu meinem Treffpunkt, dem Hotel "Novotel". Dort werde ich schon von einem Minibus erwartet, mit dem wir die übrigen Mitreisenden einsammeln. Der Minibus bringt uns bis zur Grenze. Die Grenze zum Palästinensischen Autonomiebegiet liegt im Süden von Jerusalem und ist unübersehbar von einer hohen Mauer markiert.

Der Minibus darf die Grenze nicht überqueren, denn im Palästinensischen Autonomiegebiet dürfen keine israelischen Touristenführer arbeiten. Also müssen wir ohne Führer die Grenze überqueren. Überall befinden sich mit Maschinengewehren bewaffnete Soldaten. Unsere Reisepässe werden begutachtet und wir dürfen passieren. Auf der anderen Seite werden wir bereits von unserem palästinensischen Führer erwartet.

Bait Sahur, hier wurde den Hirten die Weihnachtsbotschaft verkündet

Als erstes fahren wir in den Ort Bait Sahur, der Ort, an dem den Hirten durch die Engel die Weihnachtsbotschaft verkündet wurde.

Es gibt allerdings ganze drei Felder, für jede Glaubensrichtung eines, auf denen das Ereignis stattgefunden haben soll. Wir besuchen das römisch-katholische Hirtenfeld. Hier befinden sich mehrere Grotten und eine moderne Kapelle zum Gedenken an das wichtige Ereignis.

Wir fahren weiter nach Betlehem, wo uns unser Minibus vor der Milchgrotte absetzt. Hier soll die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten halt gemacht haben und ein Tropfen der Muttermilch Marias soll auf den Boden gefallen sein. Grund genug hier im Jahre 1872 eine Kapelle zu errichten!

Eingang der Geburts-kirche in Betlehem

Nach einer Besichtigung laufen wir weiter durch Betlehem bis zum Manager-Square. An ihm steht die Geburtskirche. Ihr Inneres ist zwar etwas herunter gekommen und einfach, doch gerade dadurch hat sie eine stimmungsvolle Atmosphäre. Alles riecht nach beruhigendem Weihrauch. Vor der Geburtsgrotte hat sich eine Menschenschlange mit bestimmt zwei Stunden Wartezeit gebildet. Doch unser Guide kennt die Wächter der Grotte und wir werden durch den eigentlichen Ausgang in die Grotte geführt.

Nun stehe ich also an dem Ort, an dem Jesus Christus das Licht der Welt erblickt haben soll. Natürlich erinnert hier nichts mehr an den ärmlichen Stall, in dem das geschehen sein soll. Die exakte Stelle, an der das Christus-Kind geboren sein soll, befindet sich unter einem Altar und ist mit einem silbernen Stern markiert.

Ein Stern markiert die Stelle, an der Jesus geboren wurde

Nachdem wir die Geburtskirche wieder verlassen haben, werden wir von unserem Bus abgeholt und zu einem Souvenirladen gebracht. So was lässt sich bei Ausflugstouren in arabischen Ländern einfach nicht vermeiden. Der Laden ist aber gut sortiert und die Verkäufer sind nicht aufdringlich. Ich kaufe mir einige einfache Kreuze aus dem Holz der Olivenbäume von Betlehem.

Nun werden wir zurück zum Grenzübergang nach Israel gebracht. Auf der Fahrt dorthin sehe ich eine große jüdische Wohnsiedlung, die hier provokant auf einen Berg ins palästinensische Autonomiegebiet gebaut wurde. Die Wohnsiedlung ist verschanzt wie eine Festung und wirkt wie ein Fremdkörper in der übrigen Landschaft und Baukultur. In diesen Siedlungen wohnen meist streng gläubige Juden, die der Meinung sind, dass dieses Land von Gott den Juden geschenkt wurde. Ungeachtet der Konflikte, die das hervorruft beharren sie stur auf diesem angeblichen Recht hier zu siedeln.

Die Kontrollen bei der Rückreise nach Israel sind um einiges strenger. Auf einem Gitter über unseren Köpfen patrouilliert ein israelischer Grenzsoldat mit einem bedrohlichen Maschinengewehr auf der Schulter.

Zurück in Israel besichtige ich das Parlamentsgebäude (Knesset)

Zurück auf israelischem Boden steigen wir in mehrere Taxis und werden zurück in die Innenstadt von Jerusalem gefahren. Ich steige am "King David Hotel" aus. Dieses Hotel ist das wohl bekannteste Hotel Israels, in dem schon Persönlichkeiten wie George Bush wohnten und in dem Friedensverträge unterzeichnet wurden.

Ich schaue mich etwas in dem Hotel um und begebe mich dann in Richtung Norden. Ich laufe durch einige moderne Wohnviertel Jerusalems bis zum Knesset. In diesem aufwändig verschanzten Gebäude tagt das israelische Parlament.

Ihm gegenüber befindet sich das Israel-Museum. Der Eintritt kostet 36 Schekel. Das Israelmuseum besitzt eine überaus interessante Dauerausstellung. Vor allem der archäologische Teil, der die Geschichte dieses Landes, in dem sich die ältesten Städte der Welt befinden, dokumentiert, hätte mich sehr interessiert. Doch leider ist die Hauptausstellung des Museum wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

Der "Schrein des Buches" im Israel-Museum wurde zu Ehren der Funde in Qumran erbaut

Das Wenige, das es zu sehen gibt, ist trotzdem hochinteressant. So gibt es ein Modell Jerusalems zur Zeit des Zweiten Tempels im Maßstab 1:50. Es veranschaulicht in hervorragender Art und Weise wie Jerusalem ausgesehen hat, als Jesus hier lebte.

Außerdem besichtige ich den "Schrein des Buches". Er ist einem Sensationsfund gewidmet, der im Jahre 1947 in einigen Höhlen in Qumran am Toten Meer gemacht wurde. Hier wurden Schriftrollen entdeckt, die 250 vor Christus bis 40 nach Christus geschrieben wurden und somit die ältesten Handschriften der Bibel sind.

Vom Israel-Museum aus fahre ich mit einem Taxi für 46 Schekel durch die Rushhour zurück zum Damaskustor und ruhe mich kurz in meinem Hotel aus.

Abends auf der Ben Yehuda Street im Jerusalems Neustadt

Gegen Einbruch der Dunkelheit schlendere ich noch einmal durch das armenische Viertel der Altstadt bis zum Zionstor. Hier befindet sich ein vor allem für die jüdischen Touristen sehr wichtige Sehenswürdigkeit: Davids Grab auf dem Berg Zion.

Doch ich habe inzwischen genug gesehen und laufe entlang der Altstadtmauern in Richtung Neustadt. Dort finde ich ein durchgestyltes Restaurant in dem ich ein leckeres Pasta-Gericht esse, einen frischen Orangensaft und zum Abschluss einen Tee trinke.

Gut gesättigt bummele ich zurück und betrete die Altstadt durch das neue Tor. Auf dem Weg zu meinem Hotel finde ich ein Internetcafé in dem ich noch etwas Zeit verbringe, bevor ich mich schlafen lege.

Freitag, 8.11.: Tel Aviv

Nach dem Frühstück checke ich im Hotel aus und fahre mit einem Taxi zum Bahnhof, der etwas außerhalb der Stadt gelegen ist. Die Fahrt dort hin kostet 52 Schekel. Als Festpreis hatte mir der Taxifahrer verwunderlicherweise sogar einen etwas geringeren Betrag (50 Schekel) angeboten.

Meine Reise geht weiter: mit dem Zug fahre ich nach Tel Aviv

Bevor ich das hochmoderne Bahnhofsgebäude betreten darf, werde ich einer kurzen Sicherheitsbefragung unterzogen und meine Taschen werden inspiziert.

Ich kaufe mir ein Zugticket für 20 Schekel nach Tel Aviv. Als der Zug einfährt, fühle ich mich wie zuhause, denn es werden exakt die gleichen zweistöckigen, rot-grauen Regional-Züge eingesetzt wie bei uns. Lediglich die Sitzbezüge haben ein anderes Muster.

Die Zugstrecke schlängelt sich durch die Berge und Täler vor Jerusalem. Eine Busfahrt soll zwar schneller sein, doch die Fahrt mit dem Zug ist wirklich lohnenswert und bietet tolle Aussichten!

Mein Hotel "Cinema" am Dizengoff-Platz

In Tel Aviv angekommen scheine ich in einer anderen Welt zu sein: eine hochmoderne, saubere Stadt mit beeindruckenden Wolkenkratzern. Mit einem Taxi fahre ich für 38 Schekel zum "Cinema Hotel". Das Hotel, das ich über den Reiseveranstalter TUI gebucht habe, ist eine Institution für sich.

In dem Gebäude befand sich das erste Kino, das nach Gründung der Stadt eröffnet wurde. Dieser Besonderheit wird Sorge getragen, indem das ganze Hotel durch original Projektoren, Kinosessel und Filmplakate im Cinema-Stil des frühen 20. Jahrhunderts eingerichtet wurde.

Das Hotelgebäude, das direkt am "Zina Dizengoff"-Platz liegt, wurde außerdem im besten Bauhausstil erbaut. Damit ist es ein Paradebeispiel für diesen Architekturstil, der Tel Aviv prägt.

Blick vom 49. Stock des Azrieli-Center auf die Großstadt Tel Aviv

Beim Check-in bekomme ich stilecht sogar eine kleine Tüte Popcorn. Mein Zimmer ist sehr sauber und angenehm eingerichtet. Das Hotel hat eine hübsche Terrasse mit herrlicher Aussicht auf den Dizengoff-Platz. Auf der Terrasse befinden sich Liegestühle und man darf sich kostenlos an Kuchen, Obst und warmen Getränken bedienen. Außerdem verfügt das Hotel über eine kleine Sauna und einen Whirlpool.

Ich stürze mich nun aber erstmal ins Stadtleben von Tel Aviv, deren Name übersetzt "Hügel des Frühlings" bedeutet. Rund um den Dizengoff-Platz vor meinem Hotel findet ein Flohmarkt statt. Ich schaue mich etwas um und laufe dann zum Azrieli-Center.

Belebter Flohmarkt auf der Nahalat Binyamin

Das Azrieli-Center ist ein Gebäudekomplex aus drei Hochhäusern, von denen das höchste 187 Meter hoch ist. Unter anderen befindet sich eines der größten Einkaufszentren Israels in den Gebäuden. Mich interessiert vor allem die Möglichkeit, mit einem Aufzug in den 49. Stock zu fahren.

Sehr lohnenswert! Von hier oben habe ich eine einmalige Sicht über die Stadt. Die Lebendigkeit dieser modernen Stadt kommt so besonders gut zur Geltung.

Wieder zurück am Boden möchte ich mir die beeindruckende Architektur Tel Avis aus der Nähe anschauen. In keiner anderen Stadt gibt es eine so große Ansammlung von Bauwerken im Bauhaus-Stil. Deswegen wurde ein gesamter Stadtteil Tel Avivs, die so genannte "Weiße Stadt", zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Architektur im Bauhausstil prägt die "Weiße Stadt"

Besonders viele der schönen und trotzdem funktionellen Bauwerke finden sich entlang des Rothschild-Boulevard. Ihn schlendere ich entlang und bewundere die tollen Wohn- und Geschäftshäuser. In der Mitte des Boulevards befindet sich eine Fußgängerpromenade mit breiten Grünflächen. Eine sehr schön gestaltete Straße.

Mein gemütlicher Spaziergang führt mich bis zur Straße Nahalat Binyamin. Hier findet jeden Freitag und Dienstag ein belebter Flohmarkt statt, auf dem hauptsächlich kunsthandwerkliche Gegenstände angeboten werden. Zwischen den Ständen führen Artisten und Straßenkünstler ihre Kunststücke auf.

Nachdem ich mich etwas umgesehen habe und einige schöne Fotos der umliegenden Gebäude gemacht habe, laufe ich zum Strand. Tel Aviv verfügt über einen breiten, fünf Kilometer langen Sandstrand. Ein unglaublicher Strand!

Hier ist immer etwas los: die Strandpromenade

Er ist perfekt: aufgeräumt, sauber, mit fast weißem Sand. Er geht flach ins Mittelmeer über - und dann diese Lage! Direkt an einer pulsierenden, jungen Großstadt.

Zwischen Stadt und Strand liegt eine ausgesprochen schön gestaltete Strandpromenade mit Cafés, trendigen Cocktailbars und Restaurants. Trotzdem ist die Promenade aber nicht verbaut, wie man das von anderen Stadtstränden kennt. Auf der Promenade kommen mir viele Jogger, Inline-Skater und flanierende Pärchen entgegen. Ein Fitnessstudio wurde direkt am bzw. auf dem Sandstrand errichtet. "Venice Beach" lässt grüßen.

Tänzerin am Strand von Tel Aviv

Ich lege mich erstmal in die Sonne und genieße das leichte Leben am Mittelmeer. Dabei fallen mir die vielen, meist jungen und wahnsinnig gut aussehenden Menschen auf. Sie spielen Volleyball, Strandtennis oder flirten einfach nur heftig. Wohl nicht umsonst wurde die 80er-Jahre-Filmreihe "Eis am Stiel" hier gedreht.

Bis zum Sonnenuntergang genieße ich das Strandleben. In einer kleinen Eckpizzeria an der Frishman-Street esse ich zu Abend.

Zurück im Hotel mache ich mich frisch und begebe mich noch einmal in die Stadt.

Ich schlendere die Strandpromenade entlang und beobachte das trendige Nachtleben in den Cocktailbars. Wein Weg führt mich Richtung Süden bis in den ältesten Teil der Stadt: die arabische Altstadt "Jaffa".

Die Turmuhr in Jaffa

Die Stadt Jaffa existierte bereits tausende Jahre bevor Tel Aviv aus dem Boden schoss. Hier leben hauptsächlich arabische Israelis. Der am meisten von Touristen besuchte, restaurierte Teil der Stadt sieht zwar hübsch aus, ist aber keineswegs mehr ursprünglich und nur wenig authentisch. In den engen Gassen finden sich einige Kunsthandwerksläden, die um diese Uhrzeit aber bereits geschlossen sind. Wahrzeichen dieses Stadtteils ist die Turmuhr in der Yefet Street.

Nach einem kurzen Rundgang laufe ich zurück nach Tel Aviv. In einem Supermarkt kaufe ich mir etwas Proviant für die nächsten Tage und ein paar Andenken an meinen Besuch in Israel.

Zurück im Cinema Hotel genieße ich die Abendstimmung auf der Terrasse und entspanne anschließend im Whirlpool und der hoteleigenen Sauna.

Mit dem Bus geht's auf einen Ausflug durch Galiläa, einen Landstrich im Norden Israels

Samstag, 9.11.: Tagesausflug durch Galiläa

Im Cinema Hotel habe ich beim Frühstück zwar nicht so eine geniale Aussicht wie in Jerusalem, doch dafür ist das Frühstücksangebot umso besser. Das Angebot ist auf westliche Touristen ausgerichtet, es fehlt an nichts und es schmeckt hervorragend.

Am heutigen Sabbat sind alle Geschäfte und Museen in Tel Aviv geschlossen. Deshalb habe ich vorab über das Internet einen Tagesausflug nach Nordisrael gebucht. Eine gute Internetseite betreibt der Ausflugsanbieter Tour Plan Israel. Für den ganztägigen Ausflug mit zahlreichen Zielen in Galiläa zahle ich 79 $.

Um 7:15 Uhr werde ich direkt am Hotel abgeholt. Mit einem großen Reisebus der Ausflugsgesellschaft "United Tours" geht's - nachdem wir weitere Reisende eingesammelt haben - Richtung Norden. Über die Autobahn fahren wir Richtung Haifa und dann ins Landesinnere bis Nazareth. Dabei passieren wir bereits jetzt schon viele aus der Bibel bekannte Orte. Dazu zählt die Ebene Armageddon und der Berg Tabor, auf den Jesus einst stieg, um zu erfahren, dass er der Sohn Gottes ist.

Eine Reise entlang der biblischen Orte: hier die Ebene Armageddon

Nach 100 km Fahrt erreichen wir Nazareth. Hier machen wir erstmal eine Pause. Natürlich in einem Souvenirladen. Da ich nicht interessiert bin, lasse ich mir von den trotzdem freundlichen Verkäufern einen Tee geben, setze mich in eine Ecke und warte bis wir weiter fahren können.

Unser Ziel ist die Verkündigungsbasilika. Sie steht über jener Höhle, in der der Überlieferung zufolge der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria erschien. Bereits im 4. Jahrhundert soll hier eine Kirche gestanden haben. Diese und weitere Nachfolgebauten wurden zerstört. Die heute zu sehende Basilika wurde 1969 von Papst Paul VI. eingeweiht.

Die Verkündigungs-basilika in Nazareth

Die Kirche besteht aus einer Oberkirche, die mit Mosaiken verschiedener Länder ausgeschmückt ist, und einer Unterkirche, in der sich der Altarraum befindet. Hinter im liegt die Verkündigungsgrotte. Neben den Überresten einer alten Kreuzfahrerkirche, die hier früher einmal stand, befindet sich der Eingang zu einer weiteren Grotte. Hier soll Josef der Zimmermann, der Vater von Jesus, gewohnt haben. Schon beeindruckend unter welchen einfachen Verhältnissen Jesus aufgewachsen ist.

Dieser Eindruck ist einer der wichtigsten meiner Reise durch das Heilige Land. Denn es ist schon etwas besonderes, das ausgerechnet ein Mensch, der in so einfachen Verhältnissen gelebt hat, die damals innovative Idee hatte, dass man seinen Nächsten lieben soll, seinen Besitz teilen und ein gewaltfreies Leben führen sollte.

Im Wasser des Jordans

Wir setzen unser Fahrt fort. In einem Tal sehen wir den See Genezareth. Unser Ziel ist aber erstmal der Fluss Jordan, in dem Jesus durch Johannes dem Täufer getauft worden ist. Am Jordan gibt es mehrere Taufstellen, die touristisch erschlossen sind. Wir fahren "Yardenit" an. Viele Touristen laufen hier in einem weißen Taufkleid umher und lassen sich taufen. Ich kremple meine Jeanshose hoch und begebe mich ebenfalls ins kühle Wasser des Jordan.

Im Souvenirladen, der der Tauchstelle natürlich angeschlossen ist, kann man Wasser aus dem Jordan in Plastikflaschen kaufen. Die 10 $ für das Wasser spare ich mir allerdings und fülle etwas Wasser in meine Trinkflasche ab. Ein schönes Souvenir.

Nun "gehen wir über den Jordan". Und das ist in diesem Fall wörtlich gemeint, denn wir überqueren den Fluss Jordan und setzen unsere Fahrt auf der anderen Seite fort.

Blick auf den See Genezareth

Unser nächstes Ziel ist ein Restaurant. Hier können wir für 20 $ ein wirklich gutes Mittagessen kaufen. Am beliebtesten ist der Petrusfisch, der im See Genezareth gefangen wird.

Gut gestärkt setzen wir unsere Tour fort und erreichen nach weiterer Fahrt Tabgha am Nordufer des See Genezareth. Tabgha soll der Ort der Brotvermehrung sein. Hier soll Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen 5.000 Männer, Frauen und Kinder gespeist haben. Auch hier ist es so, dass die alten Kirchenbauten aus dem 4. Jahrhundert zerstört wurden und wir nun eine moderne Kirche aus den 1980er Jahren vorfinden. In der so genannten Brotvermehrungskirche befindet sich ein Altar, der über dem Fels errichtet wurde, auf dem Jesus das Brot und die Fische abgelegt haben soll.

Kirche über dem Wohnhaus von Petrus

Wir fahren 3 km weiter bis nach Kapernaum, das direkt am See Genezareth gelegen ist. Hier hat Jesus lange Zeit gelebt.

Heute ist Kapernaum ein archäologisches Ausgrabungsgelände. Der wichtigste Fund ist das Wohnhaus von Petrus. In diesem Haus wird sich Jesus wohl meistens aufgehalten haben, wenn er in Kapernaum war. Über dem Haus wurde im Jahre 1990 eine Kirche errichtet. Auch wenn unser Reiseführer da anderer Meinung ist, ich empfinde die Kirche als sehr gut gelungen. Wie ein Teller schwebt sie auf Stelzen über den Ruinen des Hauses. Die Sitzplätze im Inneren sind alle auf den Mittelpunkt ausgerichtet, der verglast ist und den Blick auf das darunter gelegene Haus frei gibt.

Pilger in der Synagoge von Kapernaum

Ich löse mich von meiner Reisegruppe und schaue mich noch etwas auf dem Gelände um. Auch eine Synagoge wurde ausgegraben. Das kann allerdings nicht die in der Bibel erwähnte Synagoge von Kapernaum sein, denn diese wurde erst im 3. oder 4. Jahrhundert erbaut.

Mir hat der Besuch von Kapernaum bei dieser Reise durch Galiläa am besten gefallen, denn im Gegensatz zu den anderen besuchten Orten kann man ziemlich sicher sein, dass es sich um das echte Fischerdorf handeln muss, in dem Jesus lebte und wirkte.

Nun muss ich aber auch noch einmal ausprobieren, ob ich es vielleicht nicht auch schaffe, über das Wasser des See Genezareth zu laufen. Ich halte meinen Fuß über das Wasser, setze ihn auf ... und mein Schuh wird nass. Ich kann also nicht über das Wasser laufen.

Unsere Rückfahrt führt durch die Golanhöhen ...

Kapernaum war der letzte Halt unserer Fahrt. Nun geht es zurück. Laut unserem Reiseführer führt die kürzeste Route nach Jerusalem, wo wir einige Reisende absetzen müssen, quer durch die Golanhöhen und entlang der jordanischen Grenze. Zum angeblich ersten Mal fahren wir nun diese Strecke.

Die Golanhöhen haben eine besondere militärische Bedeutung, da von hier aus, wegen ihrer hohen Lage, große Teile Nordisraels durch Artillerie beschossen werden können.

... und entlang der immer wieder umkämpften Grenze zu Jordanien

Seit dem Sechstagekrieg werden die Golanhöhen von Israel besetzt, was das größte Hindernis bei den Friedensverhandlungen mit Syrien ist.

Wir durchqueren das Hochplateau auf einer Schnellstraße und fahren weiter entlang der Grenze zwischen Jordanien uns Israel. Langsam geht die Sonne unter und taucht die Wüste und den Himmel in wundervolle Farben, die ich die ganze Zeit über genieße. Ein herrliches Land. Leider wird diese Idylle durch die zahlreichen Überreste der Kriegshandlungen der vergangenen Jahre getrübt.

Zurück in Tel Aviv kann mich der Bus nicht direkt am Hotel absetzen, da Teile der Stadt wegen einer Kundgebung gesperrt sind. Also steige ich am Strand aus, esse in einer netten Pizzeria mit einem meiner Mitreisenden noch etwas und mache mich dann im Hotel frisch.

Friedenskundgebung auf dem Kikar Rabin in Tel Aviv

Der Grund warum Teile der Stadt gesperrt sind, ist eine Friedenskundgebung auf dem Kikar Rabin. Hier wurde am 4. November 1995 der israelische Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin von einem jüdischen Fundamentalisten kaltblütig ermordet. Grund waren die Friedensbemühungen, die Rabin zur Versöhnung mit den Palästinensern unternommen hatte.

Ich begebe mich zum Kikar Rabin. Schon mehrere Häuserblocks bevor ich den Platz erreiche gibt es Straßensperren und Scharfschützen auf den Häuserdächern. Schade dass eine friedliche Kundgebung so bewacht werden muss.

Ich schaue mir die Kundgebung an und höre den auf hebräisch und arabisch vorgetragenen Liedern zu.

Zum Abschluss dieses Reiseberichts möchte ich einige Worte aus der Rede von Rabin zitieren, die er direkt vor seiner Ermordung auf dem Platz der heutigen Kundgebung sagte:

"Ich möchte gerne jedem einzelnen von Euch danken, der heute hierher gekommen ist, um für Frieden zu demonstrieren und gegen Gewalt. Diese Regierung, der ich gemeinsam mit meinem Freund Shimon Peres das Privileg habe, vorzustehen, hat sich entschieden, dem Frieden eine Chance zu geben - einem Frieden, der die meisten Probleme Israels lösen wird."

Persönliches Fazit meiner Reise ins Land der vielen Religionen:

Vor meinem "Fazit", das ich am Ende jedes Reiseberichts setze, noch ein paar persönliche Gedanken.

Viele Menschen reisen nach Israel, um ihren Glauben zu festigen. Ich bin Atheist. Und auch ich wurde in meinem Glauben gefestigt. Deswegen möchte ich an dieser Stelle etwas über die Beobachtungen und Gedanken schreiben, die nach meinem Besuch an den historischen Orten aufgekommen sind, an denen Menschen wie Jesus oder Mohammed einst lebten.

Diese Menschen haben gute Taten vollbracht und lobenswerte Ideen gehabt. Doch das, was religiöse Vereinigungen wie die christliche Inquisition oder die islamische Fiqh daraus gemacht haben, ist traurig.

Die Menschen wurden tausende von Jahren von der Religion unterdrückt. Viele auf Religion begründete Taten waren für die Entwicklung der Menschheit schädlich. So langsam schaffen wir es jedoch, uns endgültig davon zu befreien. Und da wo das passiert, leben die Menschen in Frieden nebeneinander.

Die Zeiten, wo Religion benötigt wurde, um das Volk z.B. davon abzuhalten, schnell verderbliches Schweinefleisch zu essen, sind vorbei. Ewig gestrige, die heute noch denken, es wäre notwendig solche Regeln einzuhalten, sind die Vergangenheit.

Dort wo es vernarrten Glauben gibt - und den gibt es z.B. in Jerusalem - dort gibt es auch Auseinandersetzungen und Krieg. So gab es im größten Heiligtum der Christen, der Grabeskirche, noch am Sonntag, dem Tag meine Abreise, eine Schlägerei unter Mönchen.

Dort jedoch, wo der Glauben kaum noch eine Rolle spielt, sondern die Lust und Freude der Menschen im Mittelpunkt steht, z.B. in Tel Aviv, dort leben Moslems, Christen und Juden friedlich nebeneinander. Das ist die Zukunft - ohne Religion - und daran glaube ich!

Straßencafé in Tel Aviv

Fazit:

Mein Hotel "HaShimi" in Jerusalems Altstadt war gut, aber ich würde es nicht weiter empfehlen. Vielmehr würde ich bei einem nächsten Besuch lieber ein Hotel außerhalb der Altstadt nehmen. Denn nachts habe ich mich beim Durchqueren der dunklen und menschleeren Altstadt nicht sicher gefühlt.

Das - fairerweise gesagt - doppelt so teure "Cinema Hotel" dagegen ist ein geniales Themenhotel, dass in zentraler Stadtlage ein guter Ausgangspunkt zur Entdeckung Tel Avivs ist. Es ist sauber, modern und mit der hübschen Sonnen-Terrasse und Sauna auf jeden Fall ein guter Tipp.

Rückflug von Tel Aviv

Israel als Reiseziel werde ich sicherlich noch einmal besuchen. Dieses Land hat mir ausgesprochen gut gefallen!

Zum einen gibt es auf einer kleinen Fläche so viel geschichtsträchtige Orte wie wohl nirgends sonst auf der Welt. Zum anderen habe ich mich in das moderne und lebensfrohe Tel Aviv verliebt!

Doch Israel bietet noch viel mehr als das, was ich mir bei meinem kurzen Besuch anschauen konnte. Zum Beispiel sind der Badeort Elat oder die Wellnesshotels am Toten Meer sicherlich weitere interessante Reiseziele. Israel, ich komme wieder!

Links:

zum Reisebericht

Fotos