Ein verlängertes Wochenende in Riga und Jurmala

Datum:
22. bis 24. August 2008
Dauer:
3 Tage
Hotel:
Hotel Anda , Riga
Karte:
Reisekarte
Bereiste Städte:
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Reisebericht

Schon seit langer Zeit möchte ich Riga, die größte Stadt des Baltikums und Hauptstadt Lettlands, besuchen.

Das Schwarzhäupterhaus in der Altstadt von Riga

Eine Chance dazu bekomme ich, als der Billigflieger Germanwings die Strecke Köln-Riga in seinen Flugplan aufnimmt. Kurz nach der Freischaltung sind die neuen Flüge noch besonders günstig und ich buche ein verlängertes Wochenende in der Hansestadt.

Riga liegt an der Ostsee und wurde einst von Bremer Kaufleuten gegründet. Die historische Altstadt zählt mit seinen Baustilen aus verschiedensten Epochen zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Freitag, 22.8.: Rundgang durch die Altstadt

Um 7 Uhr morgens mache ich mich auf den Weg zum Flughafen Köln. Da ich am Vortag bereits per Email eingecheckt hatte, brauche ich heute nur noch meinen Koffer am so genannten "Baggage Drop-Off" Schalter abgeben.

Da Riga inzwischen auch als Partystadt bekannt ist, ist unter anderem die Gruppe eines Junggesellenabschieds an Bord. Das kommt der Crew gut gelegen, die den Heiratswilligen - mit Spuckbeutel als Mütze - damit beauftragt die Essensteller der Passagiere abzuräumen.

Die Währung ist der Lettische Lat - das Kleingeld erinnert sehr an unsere alten deutschen Pfennige

Nachdem wir gelandet sind, hebe ich mir Lettische Lats (abgekürzt LVL) an einem der Geldautomaten ab. Im Vorfeld hatte ich gehört, das Riga eine teure europäische Hauptstadt ist. Das kann ich allerdings nicht bestätigen. Mit 50 Lats (rund 70 Euro) habe ich mich die ganzen drei Tage lang verpflegt und alle meine Ausflüge und Fahrten bezahlt.

Vom Flughafen aus fahre ich mit dem Taxi zum Hotel. Die Fahrt kostet 6,80 Lats (rund 10 Euro). Da die zentral in der Altstadt gelegenen Hotels recht teuer sind, habe ich ein Zimmer im Hotel Anda gebucht, das sich in einem Vorort befindet. Das Hotel Anda steht in einem nicht besonders einladenden Hinterhof. Das Hotel selbst ist einfach, aber sauber und die Dame an der Rezeption ist sehr freundlich und hilfsbereit.

Holzhäuser in einem Außenbezirk

Nachdem ich mich etwas frisch gemacht habe, schaue ich mich in der Umgebung um. Hier befinden sich viele Holzhäuser, die typisch sind für die Vororte Rigas. Ich finde auch eine Markthalle, wo ich mir etwas zum Essen kaufe.

Mit dem Bus fahre ich in die Innenstadt. Der öffentliche Nahverkehr der Stadt ist gut ausgebaut. Die Busse und Straßenbahnen fahren häufig. Allein von meinem Hotel aus fahren vier Buslinien und zwei Straßenbahnen in die Innenstadt. Das Busticket kostet beim Fahrer 0,40 LVL (57 Euro-Cent). Ein Tram-Ticket kostet 0,50 LVL. Kauft man eines der Ticket an einem Kiosk, sind sie 0,10 LVL günstiger.

Als ich in der Stadt angekommen bin, fängt es leider an, stark zu regnen. Doch die gesamte Innenstadt ist voll gestopft mit hübschen Cafés und Eckkneipen. Also setze ich mich in eines der vielen Cafés und esse erstmal etwas.

Der Rathausplatz

Nachdem die Sonne heraus gekommen ist, begebe ich mich zum Rathausplatz am Rande der Altstadt. Er ist auch gleich der schönste Platz der Stadt. Hier steht die Petrikirche, das Rathaus, das Okkupationsmuseum und Schwarzhäupterhaus. Das ist wirklich eine bunte Mischung. Sehr gegensätzlich sind vor allem der eher nicht so schön anzuschauende schwarze Klotz (das Okkupationsmuseum) und das wunderschöne, farbenfrohe Schwarzhäupterhaus im Stil der Renaissance.

Links neben dem Schwarzhäupterhaus befindet sich die Touristeninformation. Dort sollte man unbedingt die ausliegende Karte der Innenstadt mitnehmen, auf der ein schöner Rundgang mit zahlreichen Erläuterungen ausgewiesen wird.

Dieser Rundgang führt mich vom Rathausplatz zum Dom, der die größte Kirche des Baltikums ist. Weitere Stationen sind das Schloss, einige Kirchen und wunderschöne Häuserfassaden.

Häuserfassade in der Altstadt

In keiner anderen Stadt habe ich bisher so viele Freiheitsdenkmäler gesehen wie in Riga. Das wichtigste von ihnen ist das auf dem Freiheitsboulevard. Liebevoll wird es "Milda" genannt, was ein lettischer Frauenname ist. Das Denkmal besteht aus einem 19 Meter Obelisken, der von einer 9 Meter hohen Frauenfigur gekrönt wird. Sie trägt drei Sterne in der Hand, die die lettischen Regionen Kurland, Semgallen und Lettgallen symbolisieren.

Von hier aus führt der Rundgang weiter durch die Altstadt, an einigen Kirchen und alten Gildehäusern vorbei, bis ich wieder den Rathausplatz erreiche.

Nun wird es langsam dunkel, außerdem meldet sich mein Hungergefühl. Das zu stillen sollte kein Problem sein, denn in Lettland isst man traditionell deftig und reichlich.

Es wird langsam Abend in der alten Hansestadt

Das beliebteste Restaurant Rigas, das Lido Atpūtas centra, liegt außerhalb der Altstadt. Vom Bahnhof aus fahren die Tram-Linien 3, 7 und 9 dort hin. Von der Restaurant-eigenen Haltestelle ist es nur noch wenige Meter Fußweg.

Dem Lido ist ein ganzer Vergnügungspark angeschlossen, dessen Besuch sich auch mit Kindern lohnen dürfte. Zum Essen kann man sich an einem großen Buffet bedienen. Eine sehr gute Gelegenheit einen Einblick in die lettische Küche zu bekommen, die sich von der deutschen ehrlich gesagt nicht besonders unterscheidet. Natürlich nutze ich auch die Gelegenheit und koste das lettische Bier, das nach diesem erlebnisreichen Tag besonders gut schmeckt.

Gut gesättigt fahre ich zurück in die Innenstadt. Heute, am 22. August, findet eine Aktion statt, bei der alle Brücken in Riga von den Einwohnern mit Kerzen erleuchtet werden. Tausende von Menschen sind unterwegs und entzünden ihre mitgebrachten Kerzen. Eine schöne Abendstimmung.

Um 23 Uhr fahre ich mit der letzten Tram zurück zu meinem Hotel, um neue Kraft für den nächsten Tag zu tanken.

Samstag, 23.8.: Im Freilicht- und im Okkupationsmuseum

Frühstück gibt es im Hotel Anda vom 8 bis 11 Uhr. Es wird in einer sehr familiär wirkenden Küche angerichtet. Ich bediene mich an dem recht übersichtlichen aber guten Buffet. Dabei hätte ich fast übersehen, dass auf der Fensterbank noch ein paar Cornflakes stehen ... lecker!

Am frühen Morgen schlendere ich durch die Markthallen

Nachdem ich das Hotel verlassen habe, fahre ich mit der Tram bis zum Bahnhof am Rande der Innenstadt. Hier befinden sich die Markthallen. In diesen fünf ehemaligen Zeppelin-Hangars kann man so ziemlich alles erwerben, was man für das tägliche Leben braucht. Ich schaue mich etwas um und kaufe mir ein wenig Proviant für meinen nächsten Ausflug.

Rund 8 km östlich der Innenstadt im Stadtteil Bergi befindet sich das Ethnografische Freilichtmuseum. Am einfachsten erreicht man es vom Hauptbahnhof aus mit dem Bus der Linie 1.

Die Haltestelle trägt den Namen des Museums. Der Eintritt kostet 1,50 LVL, was ungefähr 2,20 Euro entspricht. Zusätzlich empfehle ich dringend, eine Karte des Museums für 0,20 LVL dazu zu kaufen, denn selbst mit dieser Karte muss man noch gut aufpassen, dass man sich in dem riesigen Areal nicht verläuft.

Das Ethnografische Freilichtmuseum im Stadtteil Bergi

Das Ethnografische Freilichtmuseum bietet einen Einblick in die Geschichte des ländlichen Lebens der Letten. Über 100 aus allen Regionen des Landes herangebrachte Gebäude, die bis zu 300 Jahre alt sind, zeigen Bespiele der Dorfarchitektur. Gruppiert sind die teilweise auch von innen zu besichtigenden Gebäude nach den kulturhistorischen Landschaften, aus denen sie stammen. So finden sich z.B. Bauernhöfe, Windmühlen, Brunnen, eine Schmiede, eine Kirche, ein Wirtshaus und ein Fischerdorf aus den Regionen Kurland, Livland, Lettgallen und Semgallen.

Das Museum ist mit sehr viel Liebe zum Detail eingerichtet. In einigen Häusern treffe ich (meist ältere) Menschen an, die die Museumsgebäude sogar noch bewirtschaften. So fühlt man sich sehr authentisch in der Zeit zurück versetzt und erhält einen tollen Einblick in das Leben der Letten in der Vergangenheit.

Lettisches Wohnhaus von 1925

Zum Museum gehört auch ein Restaurant (in der Nähe des Eingangs), in dem es typisch altlettische Gerichte gibt. Auch diese ähneln den deutschen doch sehr: ich esse eine große Frikadelle mit Kartoffeln und Sauerkraut, dazu eine üppige Käseplatte - und trinke natürlich lettisches Bier. Für alles zusammen zahle ich gerade einmal 6 LVL (8,50 Euro).

Mit dem Bus der Linie 1 fahre ich wieder zurück in die Innenstadt. Dort angekommen möchte ich ein weiteres Museum besuchen: das Okkupationsmuseum am Rathausplatz. Der Eintritt ist frei.

Das Okkupationsmuseum

Es dokumentiert auf eindrucksvolle Art und Weise die Leiden dieses Landes über einen Zeitraum von 50 Jahren. Von 1940 bis 1991 wurde Lettland zuerst von den Russen, dann vom Deutschland und anschließend wieder von Russland besetzt. Während dieses Zeitraums wurden 550.000 Letten aus ihrer Heimat verschleppt, in Arbeitslager gesteckt oder brutal ermordet. Das entspricht einem Drittel der Bevölkerung und damit einer Dimension, die mir beim Besuch dieses gut hergerichteten Museums, die Tränen in die Augen treibt. Am 21. August 1991 erklärte Lettland endlich erneut seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion und ist seit 2004 vollwertiges Mitglied der Europäischen Union.

Aussicht vom Turm der Petrikirche

Nach vielen bewegenden Eindrücken begebe ich mich zur gegenüber dem Museum liegenden Petrikirche. Sie wurde 1941 von Artilleriegeschossen zerstört. Als man sie 1973 wieder aufbaute, wurde ein Fahrstuhl in den markanten Turm der Kirche eingebaut.

Damit fahre ich natürlich nach oben. Aus einer Höhe von 72 Metern habe ich eine hervorragende Aussicht über die Altstadt, die Düna (das ist der Fluss der durch Riga fließt) und die umliegenden Stadtbezirke.

Als nächstes laufe ich quer durch die Innenstadt in Richtung der Neustadt.

Jugenstil-Fassade auf der Elizabetes-Straße

Dort schlendere ich ein wenig umher und genieße die wunderschöne Architektur, die man hier vorfindet. Riga kann vor allem mit prachtvollen Jugendstilbauten aufwarten, mit denen die Stadt zu Recht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht. Die schönsten Bauten finde ich auf der Elizabetes iela. In diesem Bereich befinden sich auch die Nationaloper und die Russisch-orthodoxe Kathedrale, die ich mir von innen anschaue.

In der Nähe des Bahnhofs steht ein großes Einkaufszentrum der finnischen Kaufhauskette "Stockmann". Hier schaue ich mich um und kaufe einige Lebensmittel. Außerdem finde ich ein Buffetrestaurant, in dem ich etwas esse.

Nach diesem erlebnisreichen Tag fahre ich mit der Tram zurück zum Hotel.

Sonntag, 24.8.: Der Ostseestrand von Jurmala

Von Anfang an hatte ich geplant, einen Tag dieses Kurzurlaubs am Strand zu verbringen. Also hatte ich auch eine Badehose eingepackt. Leider ist das Wetter allerdings nicht besonders gut. Ich werde also nicht in der Ostsee baden können. Das hält mich aber nicht davon ab, nach dem Frühstück trotzdem an den Strand zu fahren.

Die Promenade von Jurmala

Also packe ich meine Sachen zusammen und checke im Hotel aus. Ich fahre zum Hauptbahnhof und schließe dort meinen Koffer ein. Vom Hauptbahnhof aus bringt mich ein Regionalzug nach Jurmala. Der Zug verkehrt alle 20-25 Minuten. Ein Hin- und Rückfahrtticket kostet lediglich 1,27 LVL. Nach 25 Minuten Fahrt erreiche ich den Bahnhof "Majori". Dort steige ich aus.

Gemütlich schlendere ich die Flaniermeile entlang. Hier finden sich viele Geschäfte, Cafés und Unterhaltungsmöglichkeiten. Natürlich gibt es auch zahlreiche Verkaufsstände, an denen Bernsteinschmuck angeboten wird. Am Strand wird angeblich so viel Bernstein angespült, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass man beim spazieren gehen etwas findet.

Jurmala ist das lettische Wort für Strand

Auf dem Weg von der Promenade zum Strand sehe ich viele Villen in Holzbauweise. Sie stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, als Jurmala der Erholungsort der wohlhabenden Schichten Rigas war. Als ich den Strand erreiche, bin ich wirklich beeindruckt. Ein feiner weißer Sandstrand zieht sich über 30 km die Ostseeküste entlang.

Am Strand laufe ich ein gutes Stück und genieße dabei die frische Meeresluft und die herrliche Aussicht auf die Ostsee.

Zurück auf der Promenade esse ich in einem kleinen Restaurant.

Anschließend fahre ich mit dem Zug zurück nach Riga. Vom Hauptbahnhof fahre ich mit dem Bus zum Flughafen. Von dort fliege ich um 16:45 Uhr zurück nach Köln.

Die Roland-Statue auf dem Rathausplatz

Fazit:

Riga gehört (noch) nicht zu den bekannten Städtereise-Zielen in Europa. Dabei kann die Hauptstadt Lettlands mit einer wunderschönen Altstadt aufwarten. In den prächtigen Bauwerken finden sich zahlreiche Cafés und Kneipen. In nur wenigen Minuten Zugfahrt erreicht man außerdem einen malerischen Ostsee-Strand. Gegenüber anderen Städtereise-Zielen hat Riga darüber hinaus zwei weitere Vorteile: das Preisniveau ist niedriger und die Stadt ist weniger hektisch.

Das Hotel Anda ist ein recht einfaches Hotel in einiger Entfernung zur Altstadt. Da es sauber und gemütlich ist, würde ich es trotzdem weiter empfehlen für jeden, der auf sein Reisebudget achten möchte.

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