Flusskreuzfahrt durch Belgien und Holland mit der easyCruiseTwo

Datum:
6. bis 10. August 2007
Dauer:
5 Tage
Schiff:
easyCruiseTwo
Kabine:
189 (Standard Außenkabine)
Karte:
Reisekarte
Route:
TagLandStadtAnkunftAbfahrt
MontagFlagge von Belgien BelgienBrüssel-04:00
DienstagFlagge von Belgien BelgienAntwerpen13:0003:00
MittwochFlagge von Niederlande NiederlandeRotterdam13:0005:00
DonnerstagFlagge von Niederlande NiederlandeAmsterdam13:00-
FreitagFlagge von Niederlande NiederlandeAmsterdam--
zu den Fotos

Reisebericht

Nach der easyCruiseOne, einem Hochsee-Kreuzfahrtschiff, fährt seit Juli 2006 die easyCruiseTwo als Fluss-Kreuzfahrtschiff auf europäischen Kanälen. Beide Schiffe basieren auf einem Kreuzfahrt-Konzept, das sich vor allem an junge Kunden richtet.

Mal wieder wage ich etwas Neues: eine Flusskreuzfahrt durch Belgien und die Niederlande

Die Preise für eine Übernachtung in der Doppelkabine beginnen mit gerade einmal 9 Euro pro Nacht! Dafür werden die Kosten für Mahlzeiten, Getränke und Zimmerreinigung allerdings extra berechnet. Ein Frühstück kostet z.B. 5 Euro, ein Glas Wein 2,50 Euro und eine Kabinenreinigung mit Handtuch- und Bettwäschewechsel schlägt mit 8,50 Euro zu Buche.

Damit die Gäste genügend Zeit finden, in den angelaufenen Städte die örtlichen Bars und Clubs auszutesten, legt die easyCruiseTwo erst am frühen Morgen (z.B. 4 Uhr) ab und fährt dann den Vormittag über zum nächsten Hafen, der in der Regel gegen 13 Uhr erreicht wird.

Die easyCruiseTwo in Rotterdam

Doch besonders die angefahrenen Städte wie Brüssel, mit seinem zum Weltkulturerbe erklärten Marktplatz, Antwerpen, Rotterdam und natürlich die mit unzähligen Grachten durchzogene Altstadt von Amsterdam reizen mich an dieser Route.

Nachdem ich über die easyCruise-Internetseite eine Doppelkabine zur Alleinbenutzung gebucht habe, suche ich nach günstigen An- und Abreisemöglichkeiten. Dazu kommt mir eine Preisaktion für den Thalys-Hochgeschwindigkeitszug gerade recht: lediglich 10 Euro zahle ich für ein Ticket von Aachen nach Brüssel.

Montag, 6.8.: Brüssel, Belgien

Um 11 Uhr steige ich in Aachen in den Thalys ein. Er bringt mich innerhalb von 95 Minuten nach Brüssel. Brüssel hat mehrere wichtige Bahnhöfe. Der Thalys hält in Brüssel Midi, der auch Brüssel Süd genannt wird. Er ist ein riesiger internationaler Bahnhof, der eher einem Flughafen gleicht. Im Thalys Ticket inbegriffen ist die Weiterfahrt zu den anderen Brüsseler Bahnhöfen. Ich fahre weiter bis Brüssel Nord.

Das Atomium

Dort schließe ich für 3,50 Euro meinen Koffer ein, da ich nun erstmal die Hauptstadt des Königreiches Belgien erkunden möchte. Ich laufe etwas umher, bis ich die Haltestelle des Hop-on-hop-off-Sightseeingbusses finde. Ich kaufe ein 24-Stunden-Ticket für 16 Euro. Wie man es auch aus anderen Großstädten kennt, fährt dieser speziell für Touristen gedachte Bus alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. An jeder Sehenswürdigkeit kann man aussteigen und in einen späteren Bus wieder einsteigen.

Als erstes steige ich am Atomium aus. Ich betrete es allerdings nicht, den soweit ich gelesen habe, wird für den hohen Eintrittspreis von 9 Euro - außer einer schönen Aussicht - nicht viel geboten. Also mache ich lediglich von außen einige Fotos.

Und nun kommt das, worauf ich mich schon lange gefreut habe. Bereits sechs Wochen vor diesem Urlaub habe ich damit angefangen, beinahe jeden Tag joggen zu gehen. Dadurch und durch meinen Diätplan habe ich 6 Kilo abgenommen. Heute kommt der Lohn dafür: echte belgische Pommes, Frikandel spezial und frisch frittierte Gulasch-Kroketten.

Der Grote Markt gilt als einer der schönsten Plätze Europas

Nachdem ich meinen Heißhunger gestillt habe, nehme ich den nächsten Sightseeingbus und fahre weiter bis zur Hauptattraktion Brüssels: dem Grote Markt. Und tatsächlich, als ich diesen Platz betrete, bin ich sofort schwer beeindruckt. Der wohl schönste Marktplatz Europas! Dominiert wird er vom gotischen Rathaus und einer geschlossenen barocken Fassadenfront.

Nachdem ich mich etwas umgeschaut habe, laufe ich durch die "Sint Hubertus-Galerien", die erste überdachte Ladengalerie in Europa, bis zur Sint-Michels-Kathedrale. Diese besichtige von innen.

Kleiner Mann ganz groß

Weiter geht's zu einer ganz speziellen Sehenswürdigkeit Brüssels, dem Männeken Pis. Das Männeken Pis ist eine ziemlich kleine Brunnenfigur, die wohl auf Grund der Tatsache, dass sie schon seit 1698 zu den unterschiedlichsten Anlässen verkleidet wird, Weltruhm erlangt hat.

Ich steige wieder in den Sightseeingbus und mache eine Rundfahrt quer durch die Stadt. Wir passieren den Königspalast, den riesigen Justizpalast, fahren durch das europäische Brüssel bis zum Jubelpark, dessen berühmten Triumphbogen wir durchqueren. Am Nordbahnhof steige ich aus. Hier finde gehe ich in eine Filiale der Kette "Pizza Hut" und bestelle mir für 12,30 Euro ein 3-Gänge-Menü. Vom Bahnhof aus fahre ich für 1,50 Euro mit dem Bus 47 zur Station Voorhaven/Avant-Port. Ich laufe ein kleines Stück und folge den Schildern zur easyCruiseTwo.

Ich gehe an Bord

Die easyCruiseTwo

Die easyCruiseTwo ist 80 Meter lang und kann bis zu 100 Passagiere und 15 Crewmitglieder aufnehmen. Das Schiff selbst ist schon etwas älter und fuhr zuvor unter einem anderen Namen. Im Oktober 2006 wurde es dann zu einem easyCruise-Flusskreuzfahrtschiff umgebaut und wird nach dem Franchise-Konzept von der Firma "Boonstra River Line" betrieben. Die meisten Crewmitglieder sind Holländer und sprechen in der Regel deutsch. Die Bordsprache ist aber Englisch.

Meine Kabine 189

Ich erhalte eine Bordkarte, mit der ich auf dem Schiff bezahlen kann, sowie einen Schlüssel für meine Kabine 189 die steuerbord auf dem untersten Deck liegt. Wie alle Kabinen der easyCruiseTwo ist sie eine Außenkabine mit Fenster. Für mich alleine ist die Kabine mehr als ausreichend, zu zweit würde es sicherlich etwas eng werden (die Kabine kann auch mit zwei Personen belegt werden - ohne Aufpreis). Das größte Problem dürfte es dann sein, dass lediglich vier Kleiderhaken und ein zwei Meter langes Regalbrett für die Ablage von Kleidung vorhanden sind. Da ich aber alleine reise, kann ich meine Kleidung auf dem zweiten Bett ausbreiten. Wobei Bett vielleicht nicht die passende Bezeichnung ist, denn als "Bett" dienen einfach zwei Matratzen, die auf einem Sockel abgelegt sind.

Die Einrichtung ist modern - und orange

Das Badezimmer ist für eine Schiffskabine gut. Wobei man sowohl dem Badezimmer und dem Rest des Schiffes ansieht, dass es bereits einige Jahre auf den Flüssen Europas verbracht hat. Das Bad ist mit Seife, Duschlotion, Toilettenpapier und Handtüchern ausgestattet. Ein Wechsel dieser Handtücher kostet allerdings extra (2,50 Euro). Die Kabine wird nur auf Wunsch gereinigt und es werden 7 Euro dafür berechnet. Ein "Full Cabin Service" mit Handtuch- und Bettwäschewechsel sowie Kabinenreinigung kostet 8,50 Euro. Doch das wusste ich ja bereits im Vorfeld. Unter dem Strich muss ich sagen, dass meine Kabine für den Preis von 147 Euro für 5 Tage sehr gut ist. Wie gesagt wäre die Kabine für den gleichen Preis sogar mit zwei Personen belegbar gewesen.

Nachdem ich mich geduscht habe, schaue ich mich ein wenig an Bord um. Mit modernen Elementen wurde versucht, das alte Schiff kostengünstig etwas aufzupeppen. Das ist auch tatsächlich gut gelungen. Unter Deck gibt es einen großen Aufenthaltsraum - das "World Café" - der aus einem Restaurant, einer Bar, einer großen Sitzecke mit Sesseln und einigen Internetterminals besteht. Auf dem Oberdeck finden sich eine weitere Bar, zwei Whirlpools und zahlreiche Sonnenliegen. Darüber hinaus gibt es noch einen kleinen Fitnessraum mit einem Laufband und einem Trimm-dich-Fahrrad.

Restaurant, Bar und Internetcafé in einem - das "World Café"

Ich gönne mir erstmal den Tagescocktail, einen "Harvey Wallbanger" zum Preis von 3,85 Euro und lege mich noch ein wenig auf das Sonnendeck. Das Publikum an Bord ist sehr gemischt. Es gibt alles: junge Paare, ältere Paare, Reisegruppen und Alleinreisende. Ein sehr großer Teil der Passagiere stammt aus irgendeinem Grund aus Spanien, viele aber auch aus England oder den Niederlanden.

Als es etwas kühler wird, begebe ich mich ins World Café, wo ich noch einige Heineken Bier trinke (leider die einzige Biersorte an Bord) und mit einigen Crewmitgliedern ins Gespräch komme.

Einer der schönsten Momente einer Schiffsreise: die Einfahrt in den nächsten Hafen

Dienstag, 7.8.: Antwerpen, Belgien

Nachdem ich mich geduscht habe, gehe ich an Deck. Das Wetter heute ist traumhaft! Ich nehme mir ein Buch und lege mich auf eine Liege auf dem Sonnendeck. Hier lese ich und beobachte dabei die Landschaft Belgiens, die an uns vorbeizieht.

Gegen Mittag erreichen wir unser erstes Reiseziel, die flämische Kunststadt Antwerpen. Sehr schön ist hier das Einlaufen in den Hafen. Nachdem wir an der Pier angelegt haben, gehe ich direkt von Bord. Sowohl in Belgien als auch den Niederlanden gibt es an jeder Ecke so kleine "Brodje"-Läden, in denen man frisch belegte Brötchen und Baguettes kaufen kann. Ich kaufe mir ein sehr schmackhaftes Baguette mit Camembert und ein Focaccia mit frischen Tomaten und Mozarellakäse. Zusammen mit einem Kaffee bezahle ich 7,50 Euro.

Das Wohnhaus des belgischen Malers Peter Paul Rubens

Während in Brüssel hauptsächlich französisch gesprochen wurde, herrscht in Antwerpen eher die niederländische Sprache vor. Insgesamt empfinde ich Antwerpen auch als recht niederländische Stadt. Als erstes laufe ich zum Hauptbahnhof. Laut meinem Reiseführer soll er eine lohnenswerte Sehenswürdigkeit Antwerpens sein. Und ich werde nicht enttäuscht. Alleine die Haupthalle des Bahnhofs gleicht schon einem Schloss. Der wohl prunkvollste Bahnhof, den ich bisher gesehen habe. Ich laufe die belebte Hauptstraße "Keyserlei" vor dem Bahnhof entlang. Sie mündet in die "Meir", die Lebensader und Haupteinkaufsstraße Antwerpens. Ich esse eine belgische Waffel und besuche dann das Rubenshaus. Der Eintritt kostet 6 Euro inklusive einem Audioguide. Hier wohnte und malte der berühmte Künstler. Viele seine Werke sind ausgestellt. Der Besuch des Rubenshauses mit seinem erholsamen Garten ist sehr interessant, auch wenn ich mich persönlich nicht so sehr für Gemälde begeistern kann.

Das Rathaus Antwerpens

Ich laufe die Meir weiter entlang, bis sie mich zum belebten Groenplaats führt. An ihm steht die Liebfrauenkirche. Diese umrunde ich und komme so zum Grote Markt von Antwerpen. Auch hier fällt als erstes das Rathaus auf, das im Renaissancestil erbaut wurde. Mein weiterer Weg durch die Stadt führt mich zu vielen weiteren Kirchen wie die Sint-Carolus-Borromäus-Kirche und das Vleeshuis, das einst das Gebäude der mächtigen Fleischergilde war.

Unterwegs besuche ich ein Internetcafé, gönne mit ein australisches Eis und natürlich eine belgische Pommes mit Kroketten und Frikandel spezial.

Zurück auf der easyCruiseTwo genieße ich den Abend auf dem Sonnendeck und trinke den Cocktail des Tages, bevor ich mich nach diesem anstrengenden Tag auf meine Kabine zurückziehe.

Mittwoch, 8.8.: Rotterdam, Niederlande

Zum Frühstück gönne ich mir heute ein Müsli mit Früchten. Die Qualität des Essens an Bord ist recht hoch und die Preise sind günstig. Für das wirklich gute Müsli mit frischem Obst zahle ich 3 Euro.

Wir überqueren die belgisch-niederländische Grenze

Den weiteren Vormittag verbringe ich wieder auf dem Sonnendeck, während wir in Rotterdam einlaufen. Heute legen wir sehr zentral im Schatten des Wahrzeichens Rotterdams, der Erasmusbrücke, an.

Rotterdam, die zweitgrößte Stadt der Niederlande, wurde am 14. Mai 1940 bei einem deutschen Luftangriff fast völlig zerstört. Im Gegensatz zu anderen Städten entschied man sich nicht zu einem nostalgischen Wiederaufbau, sondern zu einem kompletten Neubeginn. Eine Altstadt gibt es daher nicht mehr. Dafür zählt Rotterdam heute zu den modernsten Großstädten Europas. Den Architekten ließ man viel Spielraum und diese waren froh endlich einmal vollkommen neue Ideen verwirklichen zu können, die diese Stadt für den Besucher sehr interessant machen.

Rotterdam ist von modernster Architektur geprägt

Nachdem wir gegen Mittag angelegt haben, gehe ich von Bord. Als erstes besuche ich die Kubushäuser. Sie wurden 1984 vom Architekten Piet Blom errichtet, sind würfelförmig und stehen auf der Spitze. Eines der Häuser ist zur Besichtigung geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt 2 Euro.

Ich laufe weiter durch die moderne Innenstadt, esse etwas und schaue mich in den zahlreichen Geschäften nach Kleidung um.

Rotterdam hat - gemessen an der Umschlagsmenge - den größten Hafen der Welt. Also sollte es wohl eine gute Idee sein, wenn ich das Schifffahrtsmuseum besuche. Der Eintritt kostet 5 Euro. Es finden sich unzählige Schiffsmodelle und einige antike Seekarten. Insgesamt bin ich von dem Museum enttäuscht. Es ist fast alles nur in niederländisch beschrieben und die Ausstellung wirkt etwas strukturlos.

Das Wahrzeichen der Stadt ist die Erasmusbrücke

Als nächstes laufe ich über die Erasmusbrücke auf die andere Seite der Nieuwe Maas. Hier befindet sich das Hotel New York. Es ist eines der wenigen historischen Gebäude in Rotterdam. Es war einst die Zentrale der Holland-Amerika-Lijn. Von hier legten die großen transatlantischen Linien-Schiffe ab, die unzählige Auswanderer von Europa nach Amerika brachten.

Zurück auf der anderen Seite der Maas sehe ich direkt neben der Erasmusbrücke eine Wasserbus-Haltestelle. Ich kaufe ein Hin- und Rückfahrt-Ticket nach Kinderdijk für 6,90 Euro. Die Fahrt mit dem öffentlichen Wasserbus ist übrigens schneller und günstiger als mit einem Touristenboot. Dafür muss ich noch einmal in ein kleineres Fährboot umsteigen.

Nach einem kleinen Fußweg komme ich dann bei den berühmten Mühlen von Kinderdijk an. Hier stehen in einem idyllischen Areal 19 Mühlen, die einst errichtet wurden, um das überflüssige Wasser aus den Poldern abzupumpen und den Boden so landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Das gesamte Areal wurde 1997 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Kinderdijk ist berühmt für seine typisch holländischen Mühlen

Ich schaue mich etwas um, spaziere durch die Landschaft und mache wunderschöne Fotos, bevor ich mit dem Wasserbus zurück fahre.

Wieder in Rotterdam angekommen mache ich mich an Bord der easyCruiseTwo etwas frisch und suche mir dann ein indonesisches Restaurant, in dem ich für 17 Euro sehr gut esse. Gut gesättigt setze ich mich noch ein wenig an die Maas und genieße den Sonnenuntergang. Rotterdam ist eine wirklich sehr schöne, moderne Stadt, in der es viel zu sehen gibt und die mich absolut positiv überrascht hat.

Donnerstag, 9.8.: Amsterdam, Niederlande

Nachdem ich ausgeschlafen und gefrühstückt habe, kaufe ich mir an der Rezeption ein Canalbus-Ticket. Die Firma Canalbus ist eine von vielen Gesellschaften, die Stadtrundfahrten auf den Grachten von Amsterdam anbietet. An Bord erhalte ich eine Ermäßigung von 10% auf den Ticketpreis von 18 Euro. Das Ticket gilt bis 12 Uhr des folgenden Tages. Nachdem wir angelegt haben, gehe ich von Bord.

Die easyCruiseTwo liegt am Flussschiff-Terminal von Amsterdam direkt hinter dem Hauptbahnhof. Zentraler geht es kaum.

In Amsterdam nehme ich an einer Grachtenrundfahrt teil

Ich laufe durch den Hauptbahnhof zur Anlegestelle von Canalbus. Es werden drei verschiedene Routen gefahren. An jeder Station kann man bei Bedarf aussteigen, sich umschauen und mit dem nächsten Boot weiter fahren.

Ich fahre mit der grünen Linie zuerst um unsere easyCruiseTwo herum und dann die Prinsengracht entlang bis zum Anne-Frank-Haus. Dort schaue ich mir die Westkerk an. Direkt vor ihr befindet sich das Homomonument, ein Denkmal für alle Frauen und Männer die wegen ihrer Homosexualität verfolgt wurden. Diese Lage beweist einmal mehr die Toleranz dieser Stadt.

Mittelpunkt der Stadt ist der Dam

Ich laufe die Raadhuisstraat zum Dam. Dieser Platz, dem die Stadt ja auch ihren Namen verdankt, ist eine Art Mittelpunkt Amsterdams. Hier steht der Koninklijk Paleis, der Sitz der niederländischen Monarchie. Ihre Majestät hat somit immer einen Blick auf ihre Untertanen, z.B. wenn diese Marihuana rauchend unter dem Nationalmonument sitzen.

Nachdem ich eine Kleinigkeit gegessen habe, laufe ich weiter zum Begijnhof. Er ist eine wahre Oase inmitten der Großstadt. Hier stehen typische Bauten aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. Ein sehr schöner Ort um ein paar ruhige Minuten zu genießen.

Ein Straßenkünstler auf dem Dam

Als nächstes besuche ich das Historische Museum. Beim Kauf des Canalbus-Tickets habe ich einige Gutscheine für Ermäßigungen, u.a. auch für das Historische Museum, erhalten. So zahle ich nur den ermäßigten Eintritt von 5,25 Euro. Das Museum zeigt die Entstehungsgeschichte von Amsterdam und ist recht gut sortiert, soweit dies bei einer bunt zusammengewürfelten Geschichte einer Stadt wie Amsterdam möglich ist.

Im Anschluss setze ich meine Grachtenrundfahrt bis zur Oper fort und laufe von dort aus über die wohl bekannteste Brücke der Stadt, die Magere Brug. Von dort schlendere ich entlang der Prinsengracht bis zum Anne-Frank-Haus, welches ich auch zu so später Stunde noch besuchen kann, denn es hat bis 21 Uhr geöffnet. Die immer sehr lange Schlange vor dem Eingang hat sich inzwischen etwas verkürzt, trotzdem warte ich 45 Minuten, bis ich eingelassen werde. Auf Grund der immer sehr langen Schlange vor der Kasse empfehle ich die Karten online auf der Seite des Museums zu kaufen, denn so kann man die mitunter sehr lange Wartezeit ganz einfach umgehen.

Zwei junge Besucher des Anne-Frank-Hauses - ein solcher Blick aus dem Fenster blieb Anne einst verwehrt

Hat man einmal das Haus betreten, kann man sich so viel Zeit lassen wie man möchte. Es gibt keine Führer. Die sind aber auch nicht notwendig, denn alles wird sehr gut anhand von Filmdokumenten, Interviews und Schautafeln erklärt. Hier lebte die aus Frankfurt stammende jüdische Kaufmannsfamilie Frank über zwei Jahre lang versteckt und in ständiger Furcht vor der Deportation in ein Konzentrationslager. Weltberühmt wurde die Geschichte der Anne Frank durch die Veröffentlichung ihrer Tagebücher, die sie zwischen ihrem 13. und 16. Lebensjahr im Versteck verfasste. Diese wurden mittlerweile in 55 Sprachen übersetzt und sind ein einzigartiges, lebensnahes Dokument zu den grausamen Auswirkungen eines Krieges auf die Menschen. Der Besuch des Anne-Frank-Hauses hat mich zutiefst bewegt und ich bin froh dass ich erst am Ende dieses Tages hier war, denn so habe ich noch genügend Ruhe um das Gesehene zu verarbeiten.

Coffeeshop im Rotlichtviertel

Über den Dam begebe ich mich zurück Richtung Anlegestelle der easyCruiseTwo. Unterwegs esse ich mich noch einmal in einer der guten holländischen Pommesbuden satt. Auf dem Weg vom Dam zum Hauptbahnhof durchquere ich eine weitere - man kann es wohl so nennen - Attraktion der Stadt: den Rotlichtbezirk. Hier drehen Jugendliche ihre Joints auf den Gehwegen während leicht bekleidete Damen in Schaufenstern stehen und ihren Körper anbieten. Auch das gehört zu Amsterdam, der wohl tolerantesten Stadt Europas.

Freitag, 10.8.: Amsterdam, Niederlande

Nachdem ich meinen Koffer gepackt habe, stelle ich ihn an der Rezeption ab. Ich gehe erstmal von Bord und nutze den Tag zum Shopping in Amsterdam. Dabei kommt es mir sehr gelegen, dass mein Canalbus-Ticket noch bis 12 Uhr mittags gültig ist und ich mir so den ein oder anderen Fußweg ersparen kann.

Gegen 13:35 Uhr hole ich meinen Koffer vom Schiff und trete meine Heimreise mit einem deutschen ICE an, der mich von Amsterdam bis nach Duisburg bringt.

Fazit:

Eine schlechte Nachricht vorab: nur eine Woche nach meiner Reise ist die Betreiberfirma der unter dem easyCruise-Franchise-Konzept betriebenen easyCruiseTwo in Konkurs gegangen. Es gibt also inzwischen leider kein Flusskreuzfahrtschiff der Marke easyCruise mehr.

Blick von der easyCruiseTwo auf vorbeiziehende Landschaft

Das ist wirklich sehr schade, aber verständlich, denn das Konzept konnte zu diesem extrem günstigen Preis kaum aufgehen: ein Platz in der günstigsten Doppelkabine kostet gerade einmal 9 Euro pro Nacht, und das bei einem meiner Meinung nach recht ansehnlichem Schiff. Über die Nebenkosten konnte auch nicht wirklich etwas verdient werden, da zum einen die Preise für das qualitativ überraschend gute Essen recht niedrig waren und zum anderen viele Gäste - wie ich - ihr Geld hauptsächlich an Land ausgegeben haben.

Für mich als Kunden war es allerdings eine absolut geniale Möglichkeit vier sehenswerte europäische Städte in nur wenigen Tagen zu besuchen. Eine Schifffahrt ist und bleibt die bequemste Möglichkeit eine Rundreise zu begehen. Würde es die easyCruiseTwo noch geben, so würde ich eine Reise an Bord liebend gerne weiter empfehlen.

Die bereisten Städte waren in einer beinahe perfekten Kombination. Brüssel ist eine sehr europäische Großstadt mit weltbekannten Attraktionen, Antwerpen ist ebenfalls sehr sehenswert, kann aber gegen die absoluten Highlights dieser Reise - das moderne weltoffene Rotterdam und das hypertolerante und geschichtsträchtige Amsterdam - nicht bestehen.

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