Kurztrip nach Litauen

Datum:
14. bis 17. Dezember 2009
Dauer:
3 Tage
... und im Anschluss:
Hotel:
Klaipeda Hotel , Kaunas
Karte:
Reisekarte
Bereiste Städte:
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Reisebericht

Der Gediminas-Turm - ein Nationalsymbol Litauens

Nachdem ich in der Vergangenheit bereits Riga (Lettland) und Tallinn (Estland) besucht habe, interessiert mich nun auch der dritte baltische Staat: Litauen.

Flüge von Bremen nach Kaunas, der zweitgrößten Stadt des Landes, finde ich bei Ryanair. Da der irische Billigflieger inzwischen einen Großteil seiner Einnahmen über Zusatzverkäufe (z.B. Gepäckgebühr oder Getränke an Bord) finanziert, werde die Flüge bei einer Werbeaktion zu einem unglaublichen Preis angeboten: nämlich gar keinen! Für gerade einmal 1 Cent fliege ich nach Kaunas - inklusive aller Steuern und Gebühren!

Da die Hotelzimmer in Kaunas recht günstig sind, gönne ich mir das erst 2007 neu eröffnete und herrlich gemütlich eingerichtete 4-Sterne-Hotel "Klaipeda" mitten in der sehenswerten Altstadt. Das Einzelzimmer kostet auf der Internetseite von GalaHotels gerade einmal 32 Euro pro Nacht.

Die letzte von ehemals 105 Synagogen in Vilnius

Von Kaunas aus plane ich einen Ausflug in die litauische Hauptstadt Vilnius. Sie galt bis zum Zweiten Weltkrieg mit ihren damals 105 Synagogen als "Jerusalem des Nordens" und war lange Zeit das kulturelle Zentrum des Baltikums. Die zahlreichen Bauwerke im Stil des Barock verleihen der Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, einen romantischen Flair, der vor allem im verschneiten Dezember besonders hübsch sein soll.

So freue ich mich auf eine sicher etwas ungewöhnliche, aber dadurch auch besonders spannende Städtereise nach Litauen!

Montag, 14.12.: Der weihnachtliche Empfang im verschneiten Kaunas

Mit dem IC fahre ich bequem zum Bremer Hauptbahnhof. Dort esse ich etwas zu Mittag und fahre dann mit einer S-Bahn zum Flughafen. Die Anreise ist sehr entspannt, da der Flughafen Bremen gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen ist. Ganz anders als der Ryanair-Flughafen in Weeze, den ich bisher öfters genutzt hatte.

Mit Ryanair fliege ich von Bremen ins verschneite Litauen

Der Flug nach Kaunas dauert 90 Minuten. Mit Ryanair zu fliegen gleicht einer einzigen Verkaufsveranstaltung. Normalerweise würde ich jede andere Airline vorziehen. Für einen Flugpreis von 1 Cent nehme ich das dann aber wiederum gerne in Kauf.

Bei der Landung in Kaunas kann ich aus dem Flugzeugfenster kaum etwas sehen, denn der aufgewirbelte Schnee vernebelt die Sicht. Als sich die Schneewolken lichten, erscheinen mit dicken Fellmützen ausgestattet Flughafenarbeiter. Ich verlasse das Flugzeug und es ist nicht kalt - nein - es ist eiskalt! Soviel vorab: die Außentemperaturen während dieses Kurztrips werden sich zwischen minus 10 und minus 15 Grad Celsius bewegen.

Im Flughafengebäude finde ich einen Geldautomat, an dem ich mir einige Litas abhebe. Die Taxifahrt zu meinem Hotel kostet 60 Litas (17,40 Euro). Es fährt allerdings auch ein Bus in die Stadt, der nur 2 Litas (0,60 Euro) kostet.

Im "Klaipeda Hotel" angekommen werde ich ausgesprochen freundlich empfangen und bekomme Zimmer 403 im Dachgeschoss. Das Hotel ist sauber, modern, gemütlich eingerichtet und vor allem warm. Eine perfekte Wahl. Dazu ist es das wohl am besten gelegene Hotel der Stadt, denn es liegt neben dem Rathausplatz, dem Zentrum und ersten Anlaufpunkt in der Altstadt.

Mit der Stunde Zeitverschiebung, die Litauen gegenüber Deutschland hat, ist es inzwischen 19 Uhr. Ich begebe mich noch einmal aus dem Hotel und laufe durch die verschneite Altstadt. Dicke Schneeflocken kommen mir entgegen als ich den Rathausplatz erblicke. Es wird Weihnachtsmusik gespielt und der ganze Platz ist herrlich weihnachtlich dekoriert. Ich trinke an einer der Buden einen heißen Kaffee. Ein wunderbarer Abend!

Die Kälte stört mich nicht sondern vervollständigt die weihnachtliche Stimmung, die mich in Kaunas empfängt nur noch mehr. Ein schöner Adventsabend in Kaunas Altstadt!

Am Rand der Altstadt kehre ich in ein uriges Restaurant ein. Ich bestelle "Schwein nach litauischer Art" und trinke ein Bier, während ich einem Klavierspieler im Restaurant lausche. Für das warme Essen mit Salat zahle ich umgerechnet rund 4 Euro.

Dienstag, 15.12.: Kaunas

Nachdem ich wach geworden bin, begebe ich mich ins Restaurant meines Hotels. Das Frühstücksbuffet kostet 25 Litas (7,70 Euro). Das Restaurant ist gemütlich eingerichtet. Das Buffet bietet neben allen üblichen Dingen wie Cornflakes, Aufschnitt, Käse und Säften auch einige Besonderheiten wie Minz-Lemonenwasser oder Eier mit einem leckeren Kräutercreme-Aufstrich sowie einige süße Leckereien. Ein wirklich gutes Buffet.

Noch in Betrieb: eine Standseilbahn von 1935

Dick angezogen mit langer Unterhose, sehr dicker Winterjacke, doppelten Socken, Schal und Handschuhen begebe ich mich in das winterliche Kaunas.

Kaunas liegt am Zusammenfluss der Flüsse Memel und Neris. Die Memel bildete einst die Grenze zwischen Preußen und dem Russischen Reich. Ich überquere die Memel über die Vytauto-Brücke, die 1948 von deutschen Kriegsgefangenen erbaut wurde. Auf der 256 m langen Brücke bläst mir der eisige Wind entgegen und trotz meiner sehr dicken Verpackung ist es doch extrem kalt.

Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich der Aleksotas-Hügel. Ihn fahre ich mit einer Standseilbahn aus dem Jahre 1935 hinauf. Die Fahrt kostet 50 Centai (14 Euro-Cent). Auf dem Hügel befindet sich eine Aussichtsplattform, von der ich eine herrliche Sicht über die verschneite Stadt habe.

Aussicht vom Aleksotas-Hügel über die Memel und die Altstadt

Doch auch hier ist es sehr kalt und ich begebe mich zurück in die Altstadt. Ihr Mittelpunkt ist der Rathausplatz. Vor allem fällt das weiße Rathaus auf. Doch auch andere prächtige Bürgerhäuser aus dem 16./17. Jahrhundert stehen rund um den Platz.

Hinter dem Rathausplatz finde ich die St.-Georg-Kirche mit angeschlossenem Kloster sowie die Burg. Die wird zurzeit wieder aufgebaut und renoviert.

Gut dass mein Hotel so zentral gelegen ist, denn so kann ich mich dort noch einmal aufwärmen und meine Fotokamera wechseln, bevor es weiter geht. Meine große Kamera und vor allem ihr Akku kommen nämlich nicht mit den eisigen Minusgraden klar und haben ihren Dienst inzwischen verweigert. Meine kompaktere Kamera kann ich jedoch unter der Jacke tragen, um sie dort aufzuwärmen.

Telefonzellen an der schönsten Straße Kaunas, der Vilniaus gatvė

Am Rathausplatz beginnt die Fußgängerzone "Vilniaus gatvė". Sie ist gesäumt von Geschäften und Cafés. Mit ihren auf alt gemachten Telefonzellen, dem Kopfsteinpflaster und den urigen Straßenlaternen ist sie ein wahres Highlight der Stadt. Viele Häuser stammen noch aus dem 16. Jahrhundert.

Die Vilniaus gatvė führt zur Laisvės alėja, der Hauptfußgängerzone der Neustadt. Die Laisvės alėja ist 30 Meter breit und von weiteren Geschäften und Cafés gesäumt. In der Neustadt angekommen wärme ich mich in einem der Cafés auf.

Fußgängerzone in der Neustadt, die 30 Meter breite Laisvės alėja

Ich bummle durch ein paar Geschäfte, um die Shoppingmöglichkeiten in Kaunas auszuloten. Während die meisten Nebenkosten wie Essen und vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel oder Eintrittspreise in Museen wesentlich günstiger sind als in Deutschland, sind die Preise in den Mode-Boutiquen nicht wirklich geringer als bei uns.

Auf der Freiheitsallee entdecke ich mehrere Statuen und interessante Gebäude. Ich schlendere bis zur Hl. Erzengel-Michael-Kirche auf dem Unabhängigkeitsplatz.

Die Heiliger Erzengel-Michael-Kirche an der Laisvės alėja

Von hier aus begebe ich mich zum Vienybės aikstė (Platz der Einheit). Neben einigen Büsten berühmter litauischer Persönlichkeiten steht hier das Denkmal der Unabhängigkeit. Ihm gegenüber brennt das Ewige Feuer und dahinter stehen Kreuze aus Orten des Landes, in denen Unabhängigkeitskämpfe stattfanden.

Nicht weit von hier befindet sich am Fuß des "Grünen Berges" das einzigartige Teufelsmuseum. Es beherbergt die Sammlung eines litauischen Künstlers und zeigt 260 Teufelsfiguren und -darstellungen. Der Eintritt kostet 6 Litas (1,70 Euro). Mal etwas anders und darum aus meiner Sicht durchaus weiter zu empfehlen.

Auf meinem Rückweg zur Altstadt entdecke ich eine Synagoge aus dem Jahre 1872. In Kaunas lebten vor dem Zweiten Weltkrieg 37.000 Juden. Sie wurden von den Nazis in das jüdische Ghetto jenseits des Neris-Flusses verbannt. Dieses Viertel erreiche ich über die Vilijampolės Brücke, die sich hinter der Altstadt befindet. Hier zeugt noch ein Gedenkstein vom ehemaligen Ghetto. Im Oktober 1943 wurde das Ghetto in ein Konzentrationslager umgewandelt und im so genannten "Neunten Fort" wurde die unfassbare Zahl von 34.500 Juden und 43.000 weitere Menschen erschossen.

Gedenkstein im ehe- maligen jüdischen Ghetto

Etwas durchgefroren begebe ich mich zurück ins Hotel und wärme mich auf. Der Nachmittag ist zwar noch jung, doch aufgrund der eisigen Temperaturen ziehe ich es vor, mich im Zimmer auszuruhen und einen Kaffee in der Hotellobby zu trinken.

Erst am Abend begebe ich mich noch einmal aus dem Hotel in die verschneite Altstadt.

Ich bummle die Vilniaus gatvė entlang und schaue mir diesmal ein besonders schönes Restaurant aus, das "Senieji Rŭsiai". Es ist in einem gemütlichen Kellergewölbe mit mittelalterlicher Dekoration eingerichtet und recht edel. Für ein üppiges Essen mit Getränken zahle ich 50 Litas (14 Euro).

Mittwoch, 16.12.: Vilnius

Nach dem Frühstück im Hotel packe ich mich wieder in meine warme Kleidung und laufe zur nahen Bushaltestelle. Mit einem Bus fahre ich zum Busbahnhof. Die Fahrt kostet 2 Litas (56 Euro-Cent).

Die Altstadt von Vilnius zählt zum Weltkulturerbe der Menschheit

Vom Busbahnhof aus fahre ich heute in die litauische Hauptstadt Vilnius. Ich erwische gerade noch den Bus um 10 Uhr. Die Fahrt kostet 16 Litas (5,50 Euro) und dauert 90 Minuten.

In Vilnius angekommen begebe ich mich vom Busbahnhof in Richtung Altstadt. Für Fußgänger gibt es in der gesamten Stadt zahlreiche Schilder. Ansonsten kann man sich aber auch gut durchfragen, denn fast alle Litauerinnen und Litauer, mit denen ich gesprochen habe, verstanden englisch oder deutsch.

Die Hauptstadt Litauens glänzt durch architektonische Vielfalt

Ich betrete die Altstadt, nebenbei bemerkt die größte Osteuropas, durch das Aušros Vartai Tor (Tor der Morgenröte) im Osten.

In seiner Rückseite befindet sich eine Kapelle. Es folgen weitere prunkvolle Gebäude, die die Aušros Vartų, so heißt diese Straße, zur schönsten der Altstadt machen. Hier zeigt sich auch sofort die architektonische Vielfalt der Altstadt. Ich entdecke unter anderem die Nationale Philharmonie im Stil des Historismus, das prachtvoll barocke Tor des Bailius-Klosters und die Dreifaltigkeitskirche mit gotischen und russisch-byzantinischen Elementen. Viele Bauwerke sind frisch renoviert und erstrahlen in wunderhaften Glanz, denn Vilnius ist in diesem Jahr die Kulturhauptstadt Europas.

Die St. Kasimir-Kirche im Stil des Barock

Vor dem Rathaus haben soeben drei Coca-Cola-Trucks halt gemacht, aus denen der Weihnachtsmann aussteigt und mit einem Vertreter der Stadt Geschenke an Kinder verteilt.

Nun geht die Aušros Vartų in die Straße Didžioji über. Auch an ihr stehen zahlreiche Kirchen und andere prunkvolle Gebäude. Ich verstehe schnell, warum die gesamte Altstadt von Vilnius zum UNESCO-Welkulturerbe erklärt wurde.

Voller Staunen erreiche ich den Kathedralen-Platz. Hier wurde bereits im 13. Jahrhundert die erste Kirche Litauens errichtet. Sie brannte allerdings mehrmals. Das heutige klassizistische Aussehen der Kathedrale St. Stanislaus, die eher einem griechischen Tempel gleicht, erhielt sie 1783. Im Inneren fallen vor allem ihre mächtigen viereckigen Säulen auf.

Der Kathedralenplatz

Der Glockenturm steht als separates Gebäude vor der Kirche. Neben der Kirche steht der Großfürstenpalast von dem aus Litauen einst regiert wurde. Hier beginnt auch der Weg den Burgberg hinauf, den ich nun besteige.

Auf dem Burgberg thront der ziegelrote Gediminas-Turm. Er ist das Wahrzeichen der Stadt, wenn nicht sogar des ganzen Landes. Auf ihm weht die litauische Nationalflagge. Die erste Aktion der vielen Besatzungsmächte des Landes war es stets, diese Flagge gegen die eigene auszutauschen. So taten es 1920 die Polen, 1940 die Russen, 1941 die Deutschen und 1944 wieder die Russen. Doch seit dem 7. Oktober 1988 - noch vor der Erklärung der Unabhängigkeit - weht hier nun wieder die Flagge Litauens.

Blick vom Gediminas-Turm über den Großfürstenpalast

Ich zahle 5 Litas Eintritt und schaue mir das Museum im Gediminas-Turm an. Besonders lohnenswert ist die Aussicht über Vilnius oben vom Turm aus.

Als nächstes steuere ich das wohl schönste Bauensemble der Stadt an. Das Bernhardiner-Kloster und die St.-Anna-Kirche.

Ein faszinierendes Meisterwerk der späteren Backsteingotik ist die Fassade der St.-Anna-Kirche. Sie ist so vielfältig und perfekt in ihren unzähligen Symmetrien, das das eigentlich auch sehr aufwändige Bernadinerkloster fast schon wieder einfach wirkt.

Die St.-Anna-Kirche und das Bernhardiner-Kloster

Mein nächstes Ziel ist die Republik Užupis. Dabei handelt es sich um ein Künstlerviertel, dessen Bewohner sich - eher scherzhaft - als eigene kleine Republik sehen. "Offizielle Regierungsbehörde" ist die Kneipe Užupio kavinė, in die ich auch direkt einmal einkehre und mich bei einem Kaffee und einer scharfen Chillisuppe aufwärme.

Nun durchquere ich die Altstadt noch einmal von Osten nach Westen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind z.B. das Gebäudeensemble der Alten Universität oder die anderen zahlreichen Kirchen.

Noch mehr als Kaunas ist Vilnius einst eine Hochburg der jüdischen Kultur gewesen. Anfang des 20. Jahrhunderts war ein Drittel der Bevölkerung jüdisch. Die rabbinischen Gelehrten aus Vilnius prägten und entwickelten von hier aus die jiddische Sprache.

Denkmal an den japanischen Botschafter Chijune Sugihara, der tausenden Juden zur Flucht verhalf

Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde ein jüdisches Ghetto errichtet. Eine Gedenktafel befindet sich etwas unscheinbar an einer Hauswand. Sie und eine einzige erhaltene Synagoge von einmal 105 sakralen jüdischen Stätten sind die einzigen materiellen Erinnerungen an diese Zeit. Mit der Zerstörung des jüdischen Kulturgutes und der Ermordung der Bewohner von Vilnius (die Bewohnerzahl sank von 209.000 auf 110.000) beschäftigt sich das Jüdische Museum, das zur Zeit etwas versteckt in einem Holzhaus in einem Hinterhof der Pylimo-Straße untergebracht ist.

Den Kindern aus dem jüdischen Ghetto wurde die Zukunft geraubt

Der Eintritt kostet 5 Litas (1,40 Euro). Die Ausstellung ist gut sortiert und erläutert hauptsächlich mit Fotos und Dokumenten die Geschehnisse während des Zweiten Weltkrieges. Eine sehenswerte und schockierende Ausstellung, deren brutale Wahrheit sehr betroffen macht. Die Ausstellung endet mit den Fotos einiger Kinder, die im Ghetto lebten, und dem Satz, dass diesen Menschen für immer die Zukunft geraubt wurde.

Doch das litauische Volk musste auch nach dem Zweiten Weltkrieg - unter sowjetischer Besetzung - große Leiden ertragen. Diese werden im Museum der Opfer des Genozids (oder KGB-Museum) dokumentiert. Der Eintritt kostet eigentlich 6 Litas. Ich zahle heute allerdings nichts, denn das Kassensystem ist ausgefallen.

Gefängnis im ehemaligen KGB-Gebäude

Das Museum wurde in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude des KGB eingerichtet. Auf zwei Etagen befinden sich Ausstellungsräume, die die Folterungen, Gefangennahme, Verschleppungen und Zerstörungen der litauischen Kultur durch die Sowjets dokumentieren.

Im Keller besuche ich die ehemaligen Gefängnisräume. Ein sehr beklemmendes Erlebnis. Unter grausamen Bedingungen wurden hier zeitweise 12 Gefangene in Räumen von vielleicht 8 Quadratmetern ohne jegliche Einrichtungsgegenstände gefangen gehalten. Besonders schockierend ist der Besuch des Exekutionszimmers. An der Wand deutlich zu erkennen sind die Einschusslöcher der Pistolenkugeln. Hier wurden unliebsame Regimekritiker kaltblütig ermordet.

Nach diesen Eindrücken aus den schweren Besatzungszeiten Litauens begebe ich mich zurück zum Busbahnhof. Alle halbe Stunde fahren Busse zurück nach Kaunas. Für die Fahrt zahle ich diesmal 23 Litas (6,60 Euro). Wie die unterschiedlichen Preise zustande kommen weiß ich nicht, zumal ich nun mit der gleichen Busgesellschaft, aber mit einem weniger komfortablen Bus fahre.

Zurück in Kaunas begebe ich mich ins riesige Einkaufszentrum "Akropolis" nicht weit vom Busbahnhof entfernt. In diesem modernen Konsumtempel gibt es mehr als 200 Geschäfte und mehr als 10 Restaurants. Darüber hinaus entdecke ich eine Eislaufbahn und ein riesiges Bowlingcenter. Ich esse in einem mexikanischen Restaurant direkt an der Eislaufbahn zu Abend.

Von Kaunas aus fliege ich direkt weiter in den nächsten Urlaub

Donnerstag, 17.12.: Weiter geht's ...

Ein letztes Mal genieße ich das leckere Frühstück im Hotel, packe dann meinen Koffer und checke aus. Ich laufe die wenigen Meter zur Burg hinter dem Rathausplatz. Hier fährt der Minibus Nr. 120 ab. Er fährt für nur 2,50 Litas (72 Euro-Cent) zum Flughafen.

Ich fliege allerdings nicht zurück nach Deutschland, sondern schließe eine völlig konträre Reise an: mit einer kurzen Zwischenlandung in Liverpool fliege ich nach Agadir im Süden Marokkos. Meinen Reisebericht davon findest du hier.

Fazit:

Das Klaipeda Hotel ist eine perfekte Unterkunft in Kaunas. Es hat die für Touristen vielleicht beste Lage mitten in der Altstadt. Es ist herrlich gemütlich eingerichtet, das Frühstück war sehr gut und das Personal ausgesprochen freundlich und zuvorkommend.

Blick über die Hauptstraße Vilniaus gatvė im verschneiten Kaunas

Litauen hat mich begeistert! Ein sehr schönes Reiseziel. Die Litauer sind sehr freundlich und die Nebenkosten sind ausgesprochen günstig.

Vilnius und Kaunas sind beide überaus sehenswert. Kaunas habe ich als noch gemütlicher als das größere Vilnius empfunden. Von daher ist es eine gar nicht mal so schlechte Alternative bei einem Wochenendtrip ein Hotel in Kaunas zu buchen und von dort einen Tagesausflug nach Vilnius zu unternehmen.

Insgesamt war ich absolut positiv überrascht von meinem Besuch in Litauen und werde sicherlich noch einmal (dann aber eher im Sommer) dieses schöne Land besuchen, das noch viel mehr zu bieten hat, als nur seine beiden größten Städte.

Links:

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Fotos